THEATER

TheaterEsther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die Geschichte hat es in sich, auch wenn es eine Komödie ist. Ein Mann mit rollendem R und rollenden Augen plus notorischem viereckigen Bart zwischen Nase und Oberlippe, den alle seit 1945 für tot halten, ist plötzlich wieder da und stiftet schon wieder Unruhe. Ist das Adolf Hitler? Die böse Satire „Er ist wieder da“ war erst ein Roman des Journalisten Timur Vermes, der 2012 erschien und sogleich die Bestsellerlisten erklomm. Dann kam im letzten Jahr die Verfilmung, zu deren verstörendsten Stücken dokumentarische Szenen mit dem falschen Hitler unter echten Deutschen gehörten, die so reagieren, dass man lieber nicht genauer wissen möchte, was wäre, wenn die Geschichte keine Erfindung wäre. Nun kommt die aberwitzige Story ins Theater, genauer gesagt ins Theater am Kurfürstendamm. Und „ihn“ spielt der Schauspieler Kristian Bader, der in Berlin unter anderem schon aus dem „Caveman“ einen Publikumsmagneten mit Hunderten von Vorstellungen gemacht hat (Theater am Kurfürstendamm: Premiere 2. 11., 20 Uhr).

Draußen ist es jetzt zwar unverkennbar Herbst. Trotzdem kann man einfach mal einen Frühling ausrufen, einen Thea­terfrühling wenigstens. Frühling schadet nie, im Gegenteil. Meist ist er hochwillkommen, um Eiszeiten zu beenden. Und so wird also aus Anlass des 25. Geburtstags der Städtepartnerschaft Berlins und Moskaus vom 28. 10. bis 8. 11. in Berlin der Russische Theaterfrühling ausgerufen. Sechs Theaterproduktionen aus Moskau und St. Petersburg werden den Kern des kleinen Festivals bilden, darunter auch ein Gastspiel des putinkritischen „Teatr.doc“, das im vergangenen Jahr einmal von der Moskauer Polizei gestürmt worden ist. Aus St. Petersburg kommt unter anderem ein freies Projekt über den widerständigen Dichter und Nobelpreisträger Josef Brodsky. Aber auch eine Arbeit des russischen Regiestars Wiktor Ryschakow über den Krieg steht auf dem Programm (28. 10.–8. 11., Infos: www.mediaost.de).

Ja, und im Ballhaus Ost kommt eine neue Produktion der Hotairproduction heraus, deren Markenzeichen eigenem Bekunden zufolge die „unterhaltsame Zusammenführung von Theater und Wissenschaft“ ist. Der Titel des Abends „Einsneunachtvier“ steht für die Jahreszahl 1984, die zwar ein Jahr in der Vergangenheit markiert, aber immer noch starkes Synonym für Ängste vor einer total überwachten Zukunft ist. In der Neubearbeitung des Stoffes von George Orwell soll der Protagonist des Romans auf gegenwärtige Bedingungen treffen und auch über Sinn und Unsinn von Widerstand gegen ein System reflektieren (Ballhaus Ost: 28. u. 29. 10., jeweils 20 Uhr).