Wie das Salz in die Elbe kommt

Atommülllager Salzige Lauge aus dem maroden Salzbergwerk Asse in Niedersachsen soll in die Elbe geleitet werden. Naturschützer und Grüne fürchten um das Ökosystem des Flusses

Die Einleitung von Salzwasser aus dem Atommülllager Asse in die Elbe lehnt Miriam Staudte, Grünen-Landtagsabgeordnete aus Lüneburg, ab: Für sie ist die Idee „ökologisch nicht sinnvoll“. „Das hat Auswirkungen auf die Pflanzen-und Tierwelt.“ Die Beseitigung des Wassers sei für den sicheren Betrieb der Asse jedoch „zwingend notwendig“, sagt Ina Stelljes, Sprecherin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), das die Schachtanlage in einem ehemaligen Salzbergwerk bei Wolfenbüttel betreibt.

Bisher wird das Wasser im früheren Bergwerk Mariaglück bei Celle entsorgt, dessen Kapazität aber sei demnächst erschöpft. Deshalb habe das BfS jetzt einen entsprechenden Antrag „für eine mengenmäßig streng begrenzte Abgabe von Salzwasser“ beim zuständigen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) gestellt.

Um 4.000 Kubikmeter salzhaltiges Wasser handele es sich, so Stelljes, das entspreche 25 Badewannen pro Tag. Und es sei, betont sie, „radiologisch unbelastet“, sprich nicht radioaktiv verseucht. In die Elbe fließen solle es an einer bestehenden Einleitstelle bei Gorleben. Dort habe das BfS die Genehmigung für die Einleitung von jährlich 56.300 Kubikmetern, die bei Weitem nicht ausgeschöpft werde.

„Alarmierend“ findet das Vorhaben Ernst Paul Dörfler, Leiter des Elbebüros des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Denn die Salzkonzentration gibt das BfS mit 1,3 Gramm pro Kubikzentimeter an. „Das ist eine nahezu hundertprozentige Salzlake“, sagt Dörfler. Die dürfte am Einleitpunkt eine „verheerende Wirkung auf das Ökosystem“haben. Selbst bei hundertfacher Verdünnung sei das Wasser noch so salzig wie die Ostsee. Das würde sich im Fluss zwar rasch verdünnen, an der Einleitstelle aber sei diese Salzlösung „ökologisch bedenklich“.

Sicher werde dies zu berücksichtigen sein, sagt Stelljes. Umweltverträglichkeitsprüfungen nach dem Naturschutzrecht oder dem Wasserrecht müssten noch erfolgen. Und die Einleitung in die Elbe sei „nur eine von mehreren möglichen Varianten“. Niedersachsen werde nur zustimmen, wenn sich der Zustand des Flusses dadurch nicht verschlechtert, versicherte ein Sprecher des Umweltministeriums in Hannover am Freitag. Die Wasserrahmenrichtlinie der EU besage, dass sich die Wasserqualität nicht verschlechtern darf, sondern verbessern sollte.

Deshalb sei eine „verträgliche Entsorgung direkt in die Nordsee“ zu prüfen, regt die grüne Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden aus dem Wendland an. „Gerade jetzt, wo mit viel Aufwand versucht wird, im Biosphärenreservat Elbtalaue ausgestorbene Fischarten wieder heimisch zu machen, sollte dies nicht durch unnötige Zusatzbelastungen gefährdet werden.“ Sven-Michael Veit