Berlin bekommt einen Ostseehafen

Wasserstraßen Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals überrascht Kieler Verkehrsministerium. Erfreulich sei das dennoch und könne die Straßen von LKWs entlasten

Der Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals zwischen Lauenburg und Lübeck, der im März in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurde, soll sogar vorzeitig beginnen. Deshalb bewilligte der Haushaltsausschuss des Bundestages jetzt weitere 10 Millionen Euro für eine vorgezogene Planung. Die Botschaft sei „etwas überraschend, aber natürlich erfreulich“, sagt eine Sprecherin des schleswig-holsteinischen Wirtschafts- und Verkehrsministeriums. Die Gesamtkosten des Kanalausbaus werden auf 838 Millionen Euro veranschlagt.

Die zusätzliche Finanzspritze sei „der Startschuss“, sagt die Lübecker Bundestagsabgeordnete Gabriele Hiller-Ohm: „Der Kanal kann jetzt zu einer effizienten und umweltfreundlichen Verbindung zum Lübecker Hafen werden.“ Er könnte jährlich bis zu 200.000 LKW-Fahrten zwischen Lübeck und Hamburg überflüssig machen. Deshalb ist auch Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) zufrieden: „Ein notwendiges Bekenntnis zum Binnenschiff als Gütertransportmittel, wenn man unser Straßennetz entlasten will.“

Vorgesehen sind eine Vertiefung des Kanals und der Neubau von sechs Schleusen, damit künftig 110 Meter lange Großgüterschiffe die 62 Kilometer lange Wasserstraße passieren können. Dann könnte sie auch ihre verloren gegangene wirtschaftliche und logistische Bedeutung wieder erlangen. Dennoch gilt das Nutzen-Kosten-Verhältnis mit 0,5 als desaströs: Für jeden investierten Euro gibt es 50 Cent zurück. Damit hätte der Kanal streng genommen nicht in den „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen werden dürfen.

Wichtig sei jedoch die gesamte Verkehrskette, findet auch Hiller-Ohm. Der Kanal verbinde die Ostsee mit dem gesamten deutschen Binnenschifffahrtsnetz. Bei Lauenburg beginnt der Elbe-Seiten-Kanal, an dem die Schleuse Scharnebeck für weitere 270 Millionen Euro erneuert werden soll. Damit bekäme Lübeck Anschluss an die Industrieregion Wolfsburg/Salzgitter und an den Mittellandkanal zwischen Berlin und dem Ruhrpott. Und könnte so für nur 1,1 Milliarden Euro zum Ostseehafen der Hauptstadt werden. Sven-Michael Veit