OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Mit „Oil City Confidental“ (2009) hatte Julien Temple bereits eine schöne Dokumentation über die frühen Jahre der Rockband Dr. Feelgood gedreht, die mit ihrem harten Rhythm & Blues Mitte der 70er Jahre einen wichtigen Einfluss auf die Punkbewegung in England hatten. Die Doku, in der Temple die Geschichte der Band mit Ausschnitten aus fiktionalen Filmen kommentiert, rückte den charismatischen Gitarristen Wilko Johnson wieder in den Mittelpunkt öffentlichen Interesses, und zwar so sehr, dass Temple begann, an einer Dokumentation nur über Johnson zu arbeiten. Der wurde jedoch Anfang 2013 mit Krebs im Endstadium diagnostiziert, was natürlich auch den Ausblick des Films veränderte. Interessanterweise schien die Diagnose den oft grüblerischen Johnson zu befreien: Er stürzte sich in Tourneen mit seiner aktuellen Band und lebte, bis es ihm irgendwann selbst schon etwas peinlich wurde, relativ gut gelaunt immer weiter. Nicht umsonst heißt Temples Film, der als Teil des „Doku-Arts-Programms“ zu sehen ist, nun „The Ecstasy of Wilko Johnson“. Und er kann, um es vorwegzunehmen, auch mit einem Happyend aufwarten, denn durch eine aufwendige Operation konnte der Musiker gerettet werden (OF, 21. 10., 21 Uhr, Zeughauskino).

Ein schöner Musikfilm ist auch Ron Howards Dokumentation „The Beatles: Eight Days a Week – The Touring Years“, die sich den Tagen der Beatlemania annimmt und sich fragt, wie die Musiker seinerzeit inmitten all der Hysterie ihre musikalische Integrität bewahren konnten. Der Film findet Antworten in dem engen Zusammenhalt, den die Musiker während ihrer Tage in den Clubs von Hamburg entwickelt hatten, sowie in der (selbst-)ironischen Schlagfertigkeit, mit der sie den täglichen Absurditäten ihres Lebens begegneten. Die fiktive Variante der Beatlemania bietet Richard Lesters Musikkomödie „A Hard Day’s Night“ (1964), welche die Hysterie ebenfalls so perfekt einfängt, dass die fantasievolle Vision eines Tages im Leben der Beatles nahezu authentisch anmutet (Eight Days a Week – The Touring Years, 22.–25. 10., 13 Uhr, B-Ware! Ladenkino, 20., 22., 24., 26. 10., 18 Uhr, Bundesplatz-Kino; A Hard Day’s Night, OmU, 20. 10.–26. 10., 21.30 Uhr, Brotfabrik).

Auch der Soundtrack, den der Komponist Oskar Sala am elektroakustischen Mixturtrautonium zu Alfred Hitchcocks Horrorfilm „The Birds“ geschaffen hatte, ist ein wichtiges Musik­ereignis. Im Filmmuseum Potsdam kann man nun Peter Pichler dabei zusehen und -hören, wie er die Vogelschreie live am Trautonium erzeugt (22. 10., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).