China: Hoher Preis für hohe Expansionsraten

Konjunktur Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt stemmt sich gegen einen Abschwung

Im dritten Quartal hat die Regierung es geschafft, das Plus stabil zu halten

PEKING taz | Der Immobilienmarkt läuft heiß, der Schuldenberg wächst, die Überkapazitäten verharren auf hohem Niveau. Trotz oder wahrscheinlich aus diesen Gründen ist die chinesische Wirtschaft im dritten Quartal nach Angaben des nationalen Statistikamts im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,7 Prozent gewachsen.

Dieser Wert deutet zwar auf eine Stabilisierung hin. Analysten sind aber skeptisch. „Die Regierung will ihr Wachstumsziel erreichen und nimmt deshalb schlechtes Wachstum in Kauf“, kritisiert der Pekinger Ökonom Hu Xingdou. Auch das Statistikamt spricht von „vielen Unsicherheitsfaktoren“. Die Basis für ein anhaltendes Wachstum sei „nicht solide“.

Nach dem Turbowachstum der nuller Jahren läuft es mit der chinesischen Volkswirtschaft seit einiger Zeit nicht mehr rund. Seit 2012 gehen die Raten stetig zurück. Das Problem ist gar nicht so sehr die Rate an sich; die meisten Länder würden über ein Wachstum von 6,7 Prozent jubeln. Sorge bereitet, auf welche Weise die chinesische Führung Wachstum schafft. Seit der Weltfinanzkrise von 2008 pumpt sie massiv Geld in die Wirtschaft und bläht sie künstlich auf. Die Folge: Überkapazitäten, überhitzte Märkte und gewaltige Schuldenstände.

Zugleich möchte China den Anteil seiner umweltbelastenden Schwerindustrie drastisch verringern und seine unrentablen Staatsunternehmen reformieren. Dieser Strukturwandel erweist sich jedoch als schwierig – zumal auch der chinesische Außenhandel leidet. Die Exporte sind im September um 10 Prozent eingebrochen.

Um den Abbau der Schwerindustrie und den Einbruch der Exportwirtschaft zu kompensieren, hat die chinesische Führung eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, die die Wirtschaft ankurbeln sollen – und für zusätzliche Turbulenzen gesorgt. Gleich mehrmals sind in den vergangenen 15 Monaten die Börsen abgestürzt, nachdem die Regierung ihre Bürger dazu ermunterte, trotz schwächelnder Realwirtschaft in Aktien zu investieren. Dem chinesischen Aktienmarkt traut keiner mehr. Umso mehr setzen sie nun auf Immobilien. Die Wohnungspreise sind in den chinesischen Großstädten binnen einem Jahr um 20 Prozent in die Höhe geschossen. In Shanghai und Shenzhen lag der Jahresanstieg sogar bei über 40 Prozent.

Das kurbelt zwar den Häusermarkt an und erklärt auch das Wirtschaftswachstum. Doch seitdem wächst auch der Schuldenberg. Felix Lee