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Ziemlich helle

FAHRRADBELEUCHTUNG Lange Zeit nichts als wacklige Dynamos und funzlige Scheinwerfer. Jetzt erscheint das Rad in völlig anderem Licht: Also anbauen und einschalten bitte!

Rund 30 Prozent der Radler sind laut ADFC mit defekter oder nicht eingeschalteter Beleuchtung unterwegs

VON ELLEN DELESE

Der ADFC hat genau hingeguckt. „Rund 30 Prozent sind nach unseren Beobachtungen mit defekter oder nicht eingeschalteter Beleuchtung unterwegs“, weiß Karsten Hübener, der Bundesvorsitzende. An der Technik kann’s wohl nicht liegen, heißt es bei Händlern und Herstellern. Langlebige und wartungsarme Lichtsysteme sind längst vorhanden.

Tatsächlich wird bei Neurädern der schlichte Seitenläufer mehr und mehr vom Nabendynamo verdrängt. Er sitzt in der Vorderradnabe, weitgehend geschützt vor Wasser und Schmutz. Ausfälle wie beim Seitendynamo, dessen Rädchen sich bei Regen nicht mehr drehen will, dürfte man so vergessen können. Die neue Generation fällt auch gewichtsmäßig kaum zur Last. Standardmodelle von Shimano und Schmidt Maschinenbau bringen lediglich um die 500 Gramm auf die Waage.

Schmidt, ein Unternehmen in Tübingen, rühmt sich, mit seinem Modell SON 20 R den „leichtesten Nabendynamo weltweit“ hervorgebracht zu haben. 385 Gramm, ist jedoch vorläufig nur für Laufräder von 16 bis 20 Zoll Durchmesser zugelassen. Kombiniert mit LED-Leuchten, sei er jedoch auch in normal großen Rädern sinnvoll, beteuert der Hersteller, „da er dort besonders verlustarm ist und trotzdem bei geringer Geschwindigkeit viel Licht macht“.

Ganz neu auf dem Markt ist eine Ergänzung: das Lade- und Netzgerät „E-Werk“. Warum die Energie eines Nabendynamos nur fürs Fahrradlicht einsetzen?, fragte sich der Beleuchtungsspezialist Busch & Müller. Mit seinem gut 50 Gramm schweren Gerät, das am Lenker oder anderswo befestigt wird, lässt sich durchs Pedalieren der Akku von Handy oder Kamera aufladen oder auch ein Navigationsgerät speisen.

Dennoch muss jeder verbaute Dynamo der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung entsprechen, die ihm eine Nennspannung von lediglich 6 Volt gönnt. Will ein Hersteller mehr anbieten, braucht er eine Ausnahmegenehmigung. Und außerdem gilt nach wie vor das Dynamodiktat des § 67 StVZO: Für den Betrieb von Scheinwerfer und Schlussleuchte lässt der Gesetzgeber eine Batterie nur zusätzlich zu; ausgenommen sind Rennräder bis 11 Kilo.

Anders sieht es hingegen bei Beleuchtungsart und -stärke aus, hier wird weniger reglementiert. Und so sind vor allem durch die Licht emittierenden Dioden (LED) neue Rekorde aufgestellt worden. War vor wenigen Jahren ein Halogenscheinwerfer mit 17 Lux das Hellste, was fürs Rad zu haben war, kann heute weitaus stärker gestrahlt werden. Beispiel „Edelux“: Nach Angaben des Herstellers (Schmidt Maschinenbau) ist bei Tempo 20 in 10 Meter Entfernung eine Beleuchtungsstärke von mehr als 70 Lux zu erzielen.

Busch und Müller hat gleich mehrere Scheinwerfermodelle auf 40, 50 und 60 Lux hochgetrieben – und könnte auch mit 140 Lux beglücken. „Big Bang“ heißt seine autobahnreife Leistung, der große Knall. Hier ist die Technologie vom Kfz inspiriert: Gasentladung, bei der – ähnlich wie beim Xenonlicht – im Glaskolben ein Metall-Gas-Gemisch gezündet wird. Dummerweise fungiert als Energielieferant ein Lithium-Ionen-Akku, und deshalb darf die Hochleistungslampe nur zusätzlich ans Radl.

Der getriebelose Nabendynamo lässt sich in der Regel über einen Schalter am Scheinwerfer in Gang setzen. Das Licht kann aber auch automatisch angehen, ein Sensor macht’s möglich. Und der kann sogar über eine Verzögerung von ein paar Sekunden verfügen, damit vorbeifahrende Autos oder auch die Straßenlaternen nicht ein häufiges Ein und Aus verursachen. Im Übrigen sorgen Standlicht hinten wie vorn fürs ständige Sehen und Gesehenwerden.

Aber ist das auch bezahlbar? Mittlerweile gibt es schon Neuräder ab 400 Euro, bei denen der Nabendynamo zur Grundausstattung gehört. Und fürs alte Fahrrad werden Nachrüstsets angeboten. Bei feine räder in Lichterfelde ist das preisgünstigste derzeit zum Aktionspreis von 99,90 Euro zu haben: komplettes vorderes Laufrad mit Shimano-Dynamo in der Nabe, Halogenscheinwerfer, Dioden-Standrücklicht, Montage inklusive. Soll es allerdings ein besonders heller LED-Typ und vielleicht ein anderes Dynamofabrikat sein, „ist mit einem Preis von 250 Euro und mehr zu rechnen“, kalkuliert Inhaber Johannes Groß.

100 Euro ist auch bei Zentralrad in Kreuzberg die preisgünstigste Alternative. Dafür gibt es Laufrad, Nabendynamo, Haloscheinwerfer plus Montage. Man könnte aber auch anderes verbauen, etwa einen Scheinwerfer von 50 oder 60 Lux. Dann müsste ebenfalls mit einem erheblich höheren Gesamtpreis gerechnet werden.

So richtig aus dem Rahmen fällt der „Big Bang“, auch preislich. Der kostet einschließlich Akku und Ladegerät ungefähr 600 Euro.

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