„Es fährt nicht von allein“

HILFSMOTOR Schneller, aber auch schwerer und ziemlich teuer: Sogenannte E-Bikes oder Pedelecs spalten die Gemeinde der überzeugten Radler

taz: Herr Hartmann, Fahrrad und Fitness, das gehörte bisher zusammen. Für was steht nun das Elektrorad, für die neue Bequemlichkeit?

Wolfram Hartmann: Das Elektrorad fährt nicht von allein, sein Motor unterstützt nur meine Kraft. Lasse ich mich wenig unterstützen, ist der Fitnessfaktor hoch. Entscheide ich mich dagegen für viel Unterstützung, komme ich schnell und unverschwitzt ans Ziel. Für mich ist es die neue Freiheit der Fortbewegung.

Aber bei ausgeschaltetem Motor oder wenn der Akku leer ist, ist doch ein ordentliches Gewicht zu bewegen? Motor, Akkus, Halterung – das wiegt doch eine Menge.

Klar, das Zusatzgewicht muss ich immer mitbewegen. Deshalb sollte ich beim Aussuchen auch darauf achten, wie sich das Elektrorad bei ausgeschaltetem Motor fährt. Die besseren fahren sich dann immer noch ausreichend gut. Der Fahrunterschied ist vergleichbar mit dem Umstieg vom Trekking- auf das Hollandrad. Man lernt schnell einzuschätzen, für welche Strecke die Akkuladung ausreicht.

Und für wie viele Kilometer reicht sie?

Das hängt zum einen vom System ab, von Motor, Akku, Steuerung. Andererseits stark vom Fahrstil, wie ich mich betätigte, also in welchem Modus und mit welchem Gang ich fahre, dann von der Topografie und den Windverhältnissen. Die Herstellerangaben oder Tests bieten da nur einen groben Anhaltswert, aber wie gesagt, nach ein paar eigenen Fahrten hat man den Überblick.

Machen wir’s konkreter: Leicht hügeliges Gelände, leichter Gegenwind, und der Fahrer kooperiert ganz ordentlich. Wann muss er an die Steckdose?

Na ja, es gibt Modelle, da ist der Akku schon nach 30 Kilometern leer, bei anderen erst nach 70.

Wie hoch sind die Stromkosten pro Aufladung?

Der Strom für 100 Kilometer kostet ungefähr so viel wie drei Minuten heiß duschen. Oder: Die Ladung eines üblichen Lithium-Ionen-Akkus kostet zwischen 5 und 7 Cent.

Nicht bei allen Modellen stellt sich der Motor bei Tempo 25 ab, locker tretend kommt man mit solchen Boliden auf 30, 40 Stundenkilometer. Ist das noch ein Fahrrad oder schon ein Mofa, gilt hier die Helmpflicht?

Genau genommen handelt es sich um ein „Kleinkraftrad mit geringer Leistung“. Dafür brauche ich unter anderem eine Betriebserlaubnis und eine Haftpflichtversicherung, und diese beinhaltet meist auch eine kostengünstige Diebstahlversicherung. Eine Helmpflicht gibt es nicht. Und außerdem entfällt die Radwegebenutzungspflicht.

Und was sollte man für so ein E-Bike oder Pedelec anlegen?

Qualitativ gute E-Bikes gibt es ab 1.500 Euro, Vielfahrer sollten bei circa 2.500 Euro einsteigen. Wer mehr Komfort und Technik sucht, kann aber auch locker bis zu 6.000 Euro ausgeben.INTERVIEW: HELMUT DACHALE

Wolfram Hartmann ist seit mehr als 20 Jahren in unterschiedlichen Funktionen in der Fahrradbranche tätig. Auf der Berliner Messe fahrrad.markt.zukunft hält er Vorträge über die Technologien der neuen Elektroräder