Alternative zur Babyklappe

Anonym Mütter in Niedersachsen nutzen vertrauliche Geburt

Schwanger zu sein, das bedeutet für die meisten Frauen ein großes Glück. Doch manche werdende Mütter stürzt die Nachricht in eine tiefe psychologische Krise. Gleich zwei Mal wurden in den vergangenen Wochen in Niedersachsen tote und verlassene Säuglinge gefunden. Damit solche Fälle eine Ausnahme bleiben, bieten sechs Standorte in Niedersachsen und Bremen für verzweifelte Mütter die Möglichkeit, ihre neugeborenen Kinder anonym in einer Babyklappe abzugeben. Außerdem gibt es seit 2014 die sogenannte vertrauliche Geburt.

Denn Babyklappen sind umstritten – sie nehmen den Kindern jede Chance, im späteren Leben ihre Mütter zu finden. Trotzdem werden sie genutzt. In Hannover betreut der Verein Notruf Mirjam seit 2001 das Babykörbchen, wie es dort genannt wird. „Es gibt kein Jahr, in dem dort kein Säugling abgegeben wird“, sagte Geschäftsführer und Pastor Heino Masemann.

Seit 2014 besteht jedoch auch die Möglichkeit der vertraulichen Geburt: Dabei melden sich Frauen während der Schwangerschaft bei einer Beratungsstelle. Dort wird ihr richtiger Name hinterlegt, für alle weiteren Behandlungen und die Geburt selbst bekommen sie ein Pseudonym. So können sie ihr Baby nach der Geburt anonym abgeben. Das Kind erhält aber mit 16 Jahren die Möglichkeit, den richtigen Namen der Mutter zu erfahren, sollte diese das kurz vorher nicht erneut ablehnen.

Das Angebot werde angenommen, teilte das niedersächsische Sozialministerium mit, nannte aber keine Zahlen. In Niedersachsen seien mehr als 100 Beratungsstellen und Fachkräfte für die Beratung zur vertraulichen Geburt qualifiziert.

„Das ist eine wichtige Maßnahme“, sagte Katharina Heinemeier von der Evangelischen Stiftung Neuerkerode. Die Hemmschwelle, sich einer Behörde anzuvertrauen und zumindest einmal seinen richtigen Namen zu nennen, sei aber hoch. Daher sei es wichtig, dass die Baby­klappe auch weiterhin bestehen bleibe. (dpa)