Eines der Letzten seiner Art

Jubiläum Vor 25 Jahren wurde das Kunsthaus Acud gegründet. Am Samstag wird Geburtstag gefeiert

Zeit der Abstraktion in Musik und Design: Flyer von 1992 Foto: Acud

Was wäre Berlin-Mitte in den Neunzigern ohne seine Kunsthäuser gewesen? Nüschte. Die meisten hat aber längst das Zeitliche gesegnet. Insofern haben die neuen Macher des Kunsthauses Acud guten Grund, das 25 Jahre währende Bestehen des Hauses am Samstag zu feiern. Es ist in der Tat eines der letzten seiner Art.

Humor aus den Achtzigern, Flyer aus den früher Neunzigern Foto: Acud

Es wird Performances geben, Workshops und Screenings. Und neben den vielen aktuellen Projekten werden auch Künstler dabei sein, die in den vergangenen 25 Jahren im Haus tätig gewesen sind.

Im Dezember 1991 wurde der erste Film im Acud gezeigt, der Kunstverein Acud e.V. war schon 1990 in der Rykestraße gegründet worden. Es war einmal mehr die Wohnungsbaugesellschaft Mitte, die das Gebäude in der Veteranenstraße 21, dem das Vorderhaus abhandengekommen war, dem Verein zur Nutzung überließ, der daraufhin Kino, Galerie, Theater, Club und Ateliers einrichtete. Auf dem Foto unten kann man die Aufbruchstimmung dieser Tage spüren. Pophistorische Bedeutung erlangte das Acud, weil es einer der ersten Orte in Berlin war, in dessen Keller eine Musik zu hören war, die man damals Jungle, Breakbeat und Hardcore nannte. (Später wurde Drum&Bass daraus.)

Kunst und Propaganda: Acud-Fassade 1995 Foto: Acud

Dann aber veränderte sich Mitte rasant. 2001 gelang es dem Verein mit freundlicher Hilfe des Bezirksamts, etwaige Investoren abzuschrecken. Der Verein drohte mit Besetzung, der Bezirk erließ ein Bebauungsverbot für das Vordergrundstück. Die Strategie ging auf. Die Stiftung Umverteilen konnte zu einem niedrigen Preis kaufen und das Haus dem Verein per Erbpachtvertrag überlassen. Das Nachsehen hatte die jüdische Erbengemeinschaft. Die Nazis hatten das Haus einst arisiert.

Hand anlegen: Alltägliche Szene im Berlin der frühen Neunziger Foto: Flyer: Acud

Bald darauf wurde das Haus saniert, was zum heute noch sichtbaren, favelahaften Ambiente des Hofs beitrug. Aber die Kosten stiegen eklatant, und Finanzsenator Thilo Sarrazin kürzte die Mittel für soziale und kulturelle Projekte. Der Verein musste Insolvenz anmelden.

Das Acud-Theater gibt’s noch

Wieder offen für Party People: Acud-Club heute Foto: Francisco Vasconcelos

2014 konnte die Initiative „Acud macht neu“ dank einem Kredit der GLS-Bank das Haus übernehmen. Inzwischen ist das Acud zu einem der interessantesten Orte für avancierte Popmusik in Berlin geworden, Mitte wieder auf der Landkarte kultureller Hotspots verzeichnet. Und im Club wummern wieder die Bässe. Ulrich Gutmair

Mehr zum Programm unter www.acudmachtneu.de.