Gnade mit dem Rebhuhn

ARTENSCHUTZ Jäger sollen lieber Hirsche, Rehe und Wildschweine schießen, fordert Umweltminister Habeck

Die Logik ist einfach: In Feldlandschaften, in denen Rebhühner leben, haben auch andere Wildtiere gute Lebensbedingungen. Deswegen haben Umweltschützer ein besonderes Auge auf die Entwicklung dieser Art. Und die ist in Schleswig-Holstein laut dem am Freitag vorgestellten Jagd- und Artenschutzbericht besonders besorgniserregend: Nur 85 Rebhühner wurden in diesem Jahr von Jägern erlegt, in den 1970er-Jahren waren es im Schnitt noch 15.000 pro Jahr. Das Rebhuhn steht als „gefährdet“ auf der Liste der bedrohten Tierarten. Deshalb kündigte Umweltminister Robert Habeck (Grüne) an, die Jagd auf diese Art verbieten zu wollen. Er will die Landesjagdzeitenverordnung entsprechend ändern.

„Die Rebhühner verlieren vor allem deshalb an Lebensraum, weil sie immer weniger Ackerrandstreifen haben, auf denen sie Wildkraut-Samen picken können und ihre Küken Insekten finden“, sagte Habeck in Kiel.

„Eher fragwürdig“ sei das Verbotsvorhaben, sagt Marcus Börner, Sprecher des Landesjagdverbands. Die Zahl der geschossenen Tiere sage nichts über den Bestand. Außerdem sei der im Land unterschiedlich – wo er extrem niedrig sei, etwa im Kreis Pinneberg, verzichteten die Jäger seit Jahren freiwillig auf die Jagd. Das habe nicht zu mehr Rebhühnern geführt.

Auch die Entwicklung der Bestände von Wiesenvögeln wie der Uferschnepfe und der Schleiereule sind laut Habeck problematisch. Die Vielfalt der Arten in Schleswig-Holstein insgesamt bleibt laut dem Bericht gefährdet. Verkürzte Fruchtfolgen, Verlust an Grünland, große Maisfelder und das Ausbringen von Gülle und Gärresten machten es vielen Tieren schwer, sagte Habeck.

Zu groß sind die Bestände von Rehen, Hirschen und Wildschweinen. Habeck forderte die Jäger im Land auf, „konsequent in die Bestände einzugreifen“ – also mehr Tiere zu schießen.  DKU