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Suda aus Bangkok: "Schwer, richtige Freunde zu finden"

Foto: privat

Am meisten hasse ich in dieser Stadt die Taxis“, sagt Suda Chundajan. „Die wollen uns Einheimische oftmals nicht mitnehmen. Sie ziehen Ausländer vor.“ Die 38 Jahre alte Chundajan ist vor fünf Jahren aus der Provinz Phachinburi nach Bangkok gezogen. Es gab nur einen Grund: „Ich kam wegen des Geldes.“

Chundajan arbeitet als Bardame in einem großen Hotel. „Inklusive Trinkgeld mache ich im Monat gute 550 Euro“, erzählt sie. Vor ihrem Umzug setzte sie in einer IBM-Fabrik Festplatten zusammen, am Fließband. „Ohne Unterbrechung von 6 bis 20 Uhr“, für 154 Euro im Monat.

Trotz des besseren Verdienstes in Bangkok unternimmt sie die drei Stunden dauernde Busreise nach Hause selten. Sie arbeitet lieber. Chundajan unterstützt ihre alternde Mutter, baut ihr sogar ein Haus. „Irgendwann werde ich wieder zurückkehren, ein Restaurant eröffnen oder einen Laden“, erzählt sie.

Bis es so weit ist, spart sie jeden Cent. Gemeinsam mit vier Kolleginnen wohnt sie in einem Zimmer. „Wir haben keine Kochgelegenheit, kaufen unser Essen von Händlern auf der Straße.“ Was ihr in Bangkok nicht gefällt: Viele Leute hätten ein „dunkles Herz“, sie hätten nicht immer die besten Absichten. Und die Menschen in der Mil­lio­nen­metropole wollten für alles Geld. Auch sei es „schwer, richtige Freunde zu finden“.

Aber die moderne S-Bahn sei sehr gut und: „Ich fühle mich auch sicher auf der Straße. Auch in der Nacht.“ Ihre Leidenschaft: „Ich gehe mindestens einmal pro Woche ins Kino.“ Bangkok sei eine gute Stadt für Singles: „Ich gehe gern allein aus.“ Träume? Klar hat sie Träume: „Ich will eine Lotterie gewinnen“. Geld, um zu spielen, hat sie allerdings nicht.Urs Wälterlin

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