OFF-KINO

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Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Filme mit sprechenden Tieren sind in der Regel mit Vorsicht zu genießen, gehen sie doch meist einher mit dem Hang zu verkrampfter Lustigkeit und einer Nähe zum Kitsch. Diesen Fallen geht „Schweinchen Wilbur und seine Freunde“ (2006, R: Gary Winnick), die Verfilmung eines amerikanischen Kinderbuches von E. B. White (im Original: „Charlotte’s Web“), charmant aus dem Weg. In einer Kombination aus Realfilm und vergleichsweise realistischem Computertrick erzählt der Familienfilm von der Freundschaft zwischen dem Ferkel Wilbur und der Spinne Charlotte, die sich etwas Besonderes einfallen lassen muss, um ihren Kumpel vor dem Schlachter zu retten. Das ist – mit vielen Kommentaren der verschiedenen anderen Stallbewohner – oftmals ziemlich komisch. Auch in pädagogischem Sinne bleiben keine Wünsche offen, denn hier kann man lernen, dass Respekt eben auch vor den kleinen, vermeintlich ekligen Tieren angesagt ist (19. 10., 10 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Für Kinder eher ungeeignet ist Eiichi Yamamotos Animationsfilm „Belladonna of Sadness“ (OT: „Kanashimi no Beradona“) aus dem Jahr 1973: Basierend auf dem Roman „La sorcière“ (1862) des antiklerikalen französischen Schriftstellers und Historikers Jules Michelet, erzählt der Film von der Bäuerin Jeanne, die an ihrem Hochzeitstag Opfer einer Massenvergewaltigung durch den Fürsten und seinen Hofstaat wird, sich in der Folge dem Teufel verschreibt und als Hexe die Macht des Fürsten und seiner Frau herausfordert. Die Mischung aus unverhohlener Sexploitation (mit vielen bebenden Brüsten und erheblichem Gestöhne auf der Tonspur) und der durchaus ernst gemeinten Idee einer mächtigen, komplett selbstbestimmten weiblichen Sexualität ist gewöhnungsbedürftig, doch die Faszination des Films liegt in seiner visuellen Gestaltung: Die sinnlichen Empfindungen der Protagonistin werden in eine überwältigende Flut von Farben und Formen umgesetzt, die ein psychedelisch-surreales Bilderbuch entstehen lässt, das sich stilistisch zwischen exquisiten Tuschbildern, dem grafischen Stil von Aubrey Beardsley und Sixties-Pop-Art-Collagen bewegt (OmU, 13. 10.–19. 10., 22.30 Uhr, Tilsiter Lichtspiele).

Eine der schönsten Tanzszenen Fred Astaires findet sich in „Royal Wedding“ (1951) des Regisseurs Stanley Donen: Erst zaghaft, dann immer schwungvoller bewegt sich Astaire in seiner typischen Eleganz über Kopf an der Decke eines Raumes – was natürlich nur funktionierte, weil man eine komplett drehbare Dekoration baute, in der sich die Kamera mit bewegte (OF, 14. 10., 20.45 Uhr, Arsenal 2).