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KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst
: Tausendjährige Rache des Zerfalls

Zerfällt in der Zweikanal-Echtzeitprojektion: das Olympiastation Foto: © David Claerbout / VG BILD-KUNST, Bonn, 2016

Die Nationalsozialisten wollten mit dem 1936 rasch hochgezogenen Olympiastadion ihr tausendjähriges Reich markieren – jetzt rächen sich die Elemente mit tausendjährigem Zerfall an der faschistischen Architektur Albert Speers. In David ClaerboutsVideoarbeit „Olympia (The Real-Time Disintegration into Ruins of the Berlin Olympic Stadium over the Course of a Thousand ­Years)“, einem digitalen Nachbau, der als Echtzeitprojektion den Verfall des Stadions der Wetterlage entsprechend berechnet und sich weder vor- noch zurückspulen lässt. Dass die symbolische Desintegration, die eigentlich nicht schnell genug gehen kann, so angelegt ist, dass niemand sie zu Lebzeiten erleben kann, verleiht dem verlangsamten Zeit­erleben böse Ironie. Auch weil das 20 Meter hohe Kesselhausdie Imposanz des Stadions scheinbar wiedergibt, gleichzeitig aber mit Liegekissen Chill-out-Atmosphäre erzeugt. Die zweite HD-Animation, die zwischen Stadion und umliegendem Gelände hin- und her schaltet, weckt dagegen abrupte Assoziationen zu modernen Überwachungsstrukturen. NYM

Bis 28. 5. 2017, Mi.–So. 12–18 Uhr, Am Sudhaus 3