KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst: Tausendjährige Rache des Zerfalls
Die Nationalsozialisten wollten mit dem 1936 rasch hochgezogenen Olympiastadion ihr tausendjähriges Reich markieren – jetzt rächen sich die Elemente mit tausendjährigem Zerfall an der faschistischen Architektur Albert Speers. In David ClaerboutsVideoarbeit „Olympia (The Real-Time Disintegration into Ruins of the Berlin Olympic Stadium over the Course of a Thousand Years)“, einem digitalen Nachbau, der als Echtzeitprojektion den Verfall des Stadions der Wetterlage entsprechend berechnet und sich weder vor- noch zurückspulen lässt. Dass die symbolische Desintegration, die eigentlich nicht schnell genug gehen kann, so angelegt ist, dass niemand sie zu Lebzeiten erleben kann, verleiht dem verlangsamten Zeiterleben böse Ironie. Auch weil das 20 Meter hohe Kesselhausdie Imposanz des Stadions scheinbar wiedergibt, gleichzeitig aber mit Liegekissen Chill-out-Atmosphäre erzeugt. Die zweite HD-Animation, die zwischen Stadion und umliegendem Gelände hin- und her schaltet, weckt dagegen abrupte Assoziationen zu modernen Überwachungsstrukturen. NYM
Bis 28. 5. 2017, Mi.–So. 12–18 Uhr, Am Sudhaus 3
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