Svenja Bergt über brennende Akkus
: Kultur mit Fehlern

Die Bundesregierung vermeidet es, einen wirksamen Schutz für Whistleblower einzuführen

Was haben manipulierte Abgaswerte mit Schmiergeldern in Milliardenhöhe mit illegal gekauften Daten mit explodierenden Smartphones gemeinsam? Sie alle sind Symptome. Symptome dafür, dass das betroffene Unternehmen ein ernstes Problem hat. Nicht unbedingt mit einzelnen Mitarbeitern, den verwendeten Materialien oder seinen Zulieferern. Sondern vor allem mit seiner Unternehmenskultur.

Fehler passieren. Doch der entscheidende Prozess beginnt danach: Befinden wir uns in einer Firma, in der Fehler – egal ob eigene oder die von anderen – unkompliziert und sanktionsfrei zur Sprache gebracht werden können und alle daraus lernen? Oder in einem Unternehmen, in dem das Ansprechen von Fehlern oder Missständen – womöglich noch solche, die von Vorgesetzten verursacht wurden – ein Tabu ist? In dem es besser ist, den Mund zu halten, weiterzuarbeiten und im Zweifel bloß nichts gesehen zu haben? Dann ist die Chance hoch, dass die Autos mit der manipulierten Software und die explosiven Smartphones auf den Markt kommen, dass weiterhin illegal Daten gekauft oder Schmiergelder gezahlt werden.

Auch wenn es mit Samsung gerade ein südkoreanisches Unternehmen ist, das mit brennenden Akkus Schlagzeilen macht – drei der vier Beispiele stammen aus Deutschland. Ein Symptom für den Nachholbedarf in Sachen Fehlerkultur hierzulande ist, dass es die Bundesregierung seit Jahren vermeidet, einen wirksamen Schutz für Whistleblower einzuführen.

Wer den Mund aufmacht, unbequem wird, riskiert daher nicht nur die Verbannung aus dem eigenen Unternehmen, aus der Branche, sondern auch straf- und zivilrechtliche Sanktionen. Mehr Hürde ist fast nicht möglich.

Dabei bedürfte es dringend der Förderung einer Whistleblowing-Kultur. Und zwar besser morgen als übermorgen. Damit nicht als nächstes das Elektroauto mit den explodierenden Akkus Made in Germany ist.

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