Groß, männlich, kopfballstark sucht...

Für Deutschlands innere Sicherheit hätte Hamburg noch einen Edelreservisten anzubieten: Bastian Reinhardt – bestimmt nicht schlechter als der Rest, der sich beim 1:2 gegen die Türkei blamierte

Ismael und Lucio (Bayern), Pasanen und Naldo (Werder), Bordon und Kristajic (Schalke), Boulahrouz und van Buyten (HSV). Deutschlands beste Innenverteidigerpärchen sind so deutsch, wie der sauerländische Torschütze zum 2:0 für die Türkei, Nurat Sahin, türkisch ist und so gar noch weniger. Das ist überhaupt nicht schlimm – außer vielleicht für Nationalcoach Jürgen Klinsmann.

Vor jedem Spiel der Nationalmannschaft steht er erneut vor der verzwickten Aufgabe, welchen Innenverteidiger er denn nun wieder schlecht aussehen lässt. Robert Huth hat seit seinen Fehltritten noch weniger Spielzeit bei seinem englischen Club Chelsea, weswegen Klinsmann kaum mehr auf ihn zählt.

Nun muss sich der Kölner Aufsteiger Lukas Sinkiewicz neben Per Mertesacker von Hannover 96 international von den gegnerischen Stürmern und den eigenen Mittelfeldspielern vorführen lassen. Mit anderen Worten: neben der Klasse fehlen auch die Alternativen.

Mertesacker, Sinkiewicz, der Langzeitrekonvaleszent Metzelder sowie der Langzeitreservespieler Huth bilden den engen Kreis deutscher Innenverteidigerillusionen. Dazu gesellen sich der eher rechtsorientierte Arne Friedrich und der von Klinsmann geschasste Langzeitmeckerer Christian Wörns. Danach kommt lange – nichts.

Moment mal, denkt sich nun nicht nur Hamburgs Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Dass die Experten da draußen noch nicht bemerkt hätten, dass Bastian Reinhardt ein hervorragender Innenverteidiger sei, zerbrach ihm im kleinen Kreis schon länger den Kopf. Sehr vorsichtig erwähnte er den Namen Reinhardt dann auch in der Sport-Bild, dem Leitmedium der Wichtigtuer in der Fußballbranche. Dass man Beiersdorfers Ideen nicht einfach ignorieren sollte, liegt allerdings weniger an der Tatsache etwas in der Sport-Bild gesagt zu haben oder den jüngsten Erfolgen seines Teams, sondern vielmehr an der Tatsache, dass er sich des Managertypus „Lautsprecher“ bislang nicht verdächtig gemacht hat und dies wohl auch charakterlich ablehnt.

Bastian Reinhardt also, der Mann der an den eindrucksvollen Beneluxverteidigern van Buyten und Boulahrouz nicht vorbeikommt und trotzdem nicht schwächer als die anderen Experimente in der Verteidigung ist. Ob Klinsmann allerdings über sein bisheriges Schattenkabinett für das Innenressort springen kann, bleibt abzuwarten. FOG