Die Antwort auf Breakdance

GEmeinsam Die Doku „Kiki“ über queere, afroamerikanische Tänzer hat den QueerScope-Debütfilmpreis gewonnen und läuft jetzt auf vielen Festivals

Der Vogue war die Antwort auf den Breakdance: In den Ballrooms von Harlem entwickelten queere Afroamerikaner diesen Tanzstil, bei dem die Posen, das extravagante Make-up und die Kostüme wichtiger waren als die athletischen Bewegungen. Madonna machte den Vogue mit ihrem gleichnamigen Musikvideo populär, aber die Szene überlebte dieses kurzzeitige Überschwappen in den Mainstream, wie die Dokumentation „Kiki“ der schwedischen Regisseurin Sara Jordenö zeigt.

Jordenö zeigt möglichst viele Auftritte der Vogue-Erfinder, die auf Wettbewerben ihrer Houses genannten Teams möglichst verführerisch, elegant und spektakulär tanzen. Doch wirklich interessant wird der Film immer dann, wenn die Protagonisten ungeschminkt vor der Kamera erzählen, wie schwer es für sie ist, in dieser Subkultur zu bestehen. Als schwule oder transsexuelle Afroamerikaner haben sie es doppelt schwer, sich gegen Diskriminierungen durchzusetzen und in „Kiki“ erzählen sie, mit welchen Überlebensstrategien sie sich durchschlagen.

Sara Jordenö hat für ihren Film den QueerScope-Debütfilmpreis gewonnen, der ein konsequenter Schritt in der Entwicklung der Festivals für den schwul-lesbisch-bi-transsexuellen Film ist. In den 90er-Jahren wurden diese Festivals in vielen deutschen Großstädten gegründet. Im Laufe der Jahre fanden die Veranstalter heraus, dass es Überschneidungen in ihren Programmen gab und dass sie keine Konkurrenten waren, weil vor allem die örtlichen Zielgruppen in die Kinos kamen. Darum schlossen sich die Festivals lose zusammen, um gemeinsam Filme zu bestellen. Das war nicht nur preisgünstiger, sondern sie hatten so auch eine bessere Verhandlungsbasis.

Die einzelnen Festivals waren und sind aber immer noch unabhängig – auch wenn viele Filme inzwischen von einem zum anderen Festival weitergereicht werden. In der Kooperation QueerScope, die auch den Debütpreis vergibt, sind inzwischen 13 Festivals organisiert, darunter jene in Bremen, Hannover, Hamburg und Oldenburg, die alle in den nächsten vier Wochen stattfinden werden.

So kann man durchaus mit einiger Berechtigung von einem Mega-Festival sprechen, das zwischen Rostock und Freiburg stattfindet und jedes Jahr über 30.000 Besucher erreicht. Und da bietet es sich an, wenn dass die Veranstalter auch gemeinsam einen Preis vergeben. Mit dem QueerScope-Debütfilmpreis soll der Filmnachwuchs gefördert werden. Er ist mit 500 Euro noch eher sparsam dotiert und wird jedes Jahr auf einem anderen Festival vergeben.

Die erste Verleihung gibt es in Köln während des Festivals mit dem schönen Titel „Homochrom“, aber Sara Jordenö wird danach noch eine Weile lang durch die Festivals tingeln, also wohl auch in Bremen und Hamburg ihren Film vorstellen. HIP

Kiki: So, 16.10., Abschlussfilm beim Queerfilmfestival im City 46, Bremen; Di, 18.10., Eröffnungsfilm bei den Lesbisch Schwulen Filmtagen auf Kampnagel, Hamburg