die taz vor 19 Jahren: Die Berliner AL wählte ihre Bundestagsabgeordneten
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Die Berliner AL zeichnet sich seit langem dadurch aus, daß sie ihre heiligen linken Inhalte eher als geistige Scheuklappen begreift denn als Positionen zur Auseinandersetzung. Bei der Wahl der Berliner Abgeordneten für den Bundestag blieb sie sich selbst treu. Dabei ging es um mehr als nur um die Kandidatenkür. Auch nach der Überzeugung der AL sollte die Arbeit von Christian Ströbele im Innenausschuß und in Sachen Wiedergutmachung fortgeführt werden, eine Arbeit, die Engelszungen und Ellbogen, die den politischen Redner fordert. Mit der Wahl wurde dieser Anspruch verhöhnt.

Diese Metropolen-Partei verkriecht sich immer mehr in ihrem eigenen Milieu. Sie ist ausgerechnet die provinziellste Partei in der grünen Szenerie, ein Fall für Szene-Ethnologen. Die linke Intelligenz in Berlin hat sie aufgegeben und wird dafür sicherlich bei der nächsten Wahl bezahlen müssen.

Nicht auszudenken wäre, daß die Grünen aus dem Bundestag verschwinden. Dann wäre diese Berliner Delegation der Bote der „anderen Republik“ – ein bundesweiter Lacherfolg. Klaus Hartung, taz vom 8. 10. 1986