Air Berlin stirbt an einem anderen Tag

Flugverkehr Kriselnde Fluggesellschaft halbiert ihre Flotte, streicht Stellen und hofft auf das Jahr 2018

BERLIN taz/rtr/dpa | Die Rettungsaktion für die Fluggesellschaft Air Berlin läuft an – und sie wird radikal. „Bisherige Maßnahmen haben nur an der Oberfläche gekratzt“, sagte Air-Berlin-Chef Stefan Pichler am Donnerstag. Damit sei nun Schluss.

Air Berlin spaltet sich in drei Teile. Die Berliner wollen ihr Kerngeschäft von jetzt an voll auf Europa- und Langstreckenflüge konzentrieren. Das Ferienfliegerschäft soll in einen neuen Bereich wandern, der über kurz oder lang mit den Ferienfliegern von Tuifly zusammengelegt werden könnte. „Wir prüfen hier strategische Optionen“, sagte Pichler. Als dritten Teil übernimmt die Lufthansa bis zu 40 Flugzeuge inklusive Besatzungen, die für den eigenen Billigableger Eurowings fliegen sollen.

Air Berlin habe sich bislang auf zu vielen Geschäftsfeldern gleichzeitig versucht, resümierte Pichler. Man habe Langstreckenanbieter, Billigflieger und Ferien-Airline sein wollen. Die unentschiedene Ausrichtung kostet das Unternehmen nun bis zu 1.200 seiner knapp 9.000 Stellen, die durch den Umbau vor allem in der Ver­waltung gestrichen werden sollen.

Rückendeckung für die Pläne kommt auch von der saudischen Etihad Airways, dem größten Aktionär von Air Berlin. Etihad musste in den Jahren seit dem Börsengang von Air Berlin 2006 häufig mit Millionenbeträgen einspringen, um die mit fast einer Milliarde Euro verschuldete Airline am Leben zu halten. ­Obwohl die Kerosinpreise zuletzt rapide sanken, konnte die Airline in den vergangenen acht Jahren nur einmal einen Nettogewinn melden. „Wir erwarten, in 2018 operativ schwarze ­Zahlen zu schreiben“, sagte Pichler.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zeigte sich erleichtert über die Rettungspläne: „Ein guter und nachvollziehbarer Schritt, den ich begrüße“, sagte er der dpa.Die Gewerkschaft Verdi bezweifelt dagegen, ob dieser Weg dauerhaft aus der Krise führt. „Die Vermietung von Flugzeugen und Crews wird nicht ausreichen, um Air Berlin zu erhalten“, sagte Verdi-Vorstand Christine Behle. „Air Berlin muss sich strategisch anders aufstellen, um zu überleben.“ Markus Sehl