Was tun in Hamburg?
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Foto: Tim Knox

Sa, 24. September, 20 Uhr, Golem

Düsseldorfer Schule

Wer von Punk in Deutschland spricht, der kommt an Düsseldorf nicht vorbei: Zwischen Krautrock-Erbe und Kunstakademie war der dortige „Ratinger Hof“ nun wirklich, was man Kristallisationspunkt nennen darf, und mit Bands wie Male, Fehlfarben, D.A.F. (sowie dem, woraus Die Toten Hosen entstanden) waren eigentlich alle (Verfalls-)Stadien des Genres auf denselben paar Bühnenbrettern zu Gast. Im Rahmen des „Unerhört!“-Musikfilmfestivals ist jetzt Oliver Schwabes Doku „Keine Atempause – Düsseldorf, der Ratinger Hof und die Neue Musik“ in Hamburg zu sehen. Vorgestellt wird im selben Rahmen noch das Projekt „Gottseidanknichtinengland“, zu dessen Realisierung – vermutlich – noch Geld vonnöten ist.

Um 22 Uhr gibt es an gleicher Stelle noch einen Festivalfilm: In „Voice“ befasst sich Ingo Biermann mit der norwegischen Experimentalmusikerin Maja S. K. Ratkje.

Sa, 23.05 Uhr, NDR Info

Radio-Requiem

Man kann natürlich samstagabends auch zu Hause bleiben: Wer so denkt, ist alt genug, um etwas mit Klaus Wellershaus zu verbinden: Der wirkte über Jahrzehnte an der musikalischen Geschmackbildung junger Norddeutscher mit, indem er zwischen 1965 und 2002 unzählige Sendungen für den NDR verantwortete. Als „Wegbegleiter des kritischen Popjournalismus im deutschen Radio“ bezeichnet ihn der Sender selbst – und widmet dem jüngst Verstorbenen 55 Sondersendungsminuten, also grob gesagt anderthalb je Pionierjahr. Wenigstens ist es danach zum Ausgehen noch nicht zu spät.

Di, 27. September, 20 Uhr, Golem

Heftige Regung

Sicher: Was das ist, Rache, weiß jeder, der nicht völlig stumpf ist. Hat auch jeder schon mal verspürt, vom schwelenden Groll bis hin zum heftigen Affekt, oder auch schon geübt; muss ja nicht immer gleich blutig enden. Im Psychoanalytischen Salon spricht nun Ulrich Hentschel, Pastor im Ruhestand, über die Rache – von der sich ja gerade auch seine Protestantenschäfchen gerne mal freisprechen, indem sie die ach so unkontrollierte Regung mal eben als „alttestamentarisch“ abkanzeln. Flankierend dazu erläutert Torsten Maul psychoanalytische Perspektiven auf das Thema.

Mo, 26. September, 20 Uhr, Thalia Gaußstraße

Begegnung Fremder

Dass Hamburgs Bürgermeister auch mal ein Buch liest, nicht immer bloß Akten studiert, das wird sich vielleicht nicht jeder vorstellen können. Wie zum Beweis nimmt Olaf Scholz nun auf einer Theaterbühne Platz, um zu reden mit dem New Yorker Autor Teju Cole, und den Anlass bildet dessen druckfrischer Essayband „Vertraute Dinge, fremde Dinge“ (Hanser Berlin, 432 S., 24 Euro) – und vielleicht der Umstand, dass sich gerade ein ambitioniertes Literaturfestival zuträgt.

Finden diese beiden zueinander, der gerne als hüftsteif wahrgenommene Scholz und der weltläufige Schreiber, Kunsthistoriker und Fotograf mit den nigerianischen, nun ja, Wurzeln? Ist, was der eine meint, wenn er von der (Groß-)Stadt spricht, das, was auch dem anderen vorschwebt? Und wie viel Fremdheit darf eigentlich so ein Bürgermeister sich bewahren? ALDI