Schwerste Luftangriffe auf Aleppo seit Monaten

SYRIENSchlagabtausch zwischen Kerry und Lawrow in New York. Debatte über Flugverbotszone

US-Außenminister Kerry fühlt sich wie in einem Paralleluniversum“

VON Andreas Zumach

GENF taz | Im Streit um die Verantwortung für den tödlichen Beschuss eines UNO-Hilfskonvois bei Aleppo am Montag sind US-Außenminister John Kerry und sein russischer Amtskollege Sergei Lawrow auf einer Sitzung des US-Sicherheitsrates heftig aneinandergeraten. Die UNO kündigte die Wiederaufnahme von Hilfslieferungen an – aber vorerst nicht nach Aleppo.

In der nordsyrischen Stadt kam es gestern zu den heftigsten Kämpfen seit dem Zusammenbruch der Waffenruhe. Einen solch heftigen Beschuss habe es seit April nicht gegeben, teilten Rebellen mit. „Es gab keine Waffe, die sie nicht genutzt haben“, sagte der in der Türkei ansässige Chef des politischen Arms der Rebellengruppe Fastakim. Ein Vertreter einer weiteren Rebellengruppe sprach von allein 15 Angriffen auf zwei Gebiete der Stadt. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, dass es in den beschossenen Stadtteilen in jüngster Zeit keine Kämpfe gegeben habe.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier forderte die Einrichtung einer zumindest mehrtägigen Flugverbotszone über Syrien, um den zwischen Russland und den USA vereinbarten Waffenstillstand noch zu retten. Dies erleichtere die Wiederaufnahme der humanitären Hilfslieferungen, sagte Steinmeier. Gleichzeitig schaffe es „Raum für präzise Verabredungen in der Syrien-Unterstützergruppe zum koordinierten Vorgehen gegen IS und al-Qaida“ sowie für eine Rückkehr zu Verhandlungen über eine politische Lösung.

Zuvor hatte US-Außenminister Kerry ein Flugverbot zumindest für die syrische Luftwaffe über bestimmten Regionen des Landes gefordert. Russlands Vizeaußenminister Sergei Rjabkow wies diese Forderung zurück.

Auf der Sitzung des Sicherheitsrates am Mittwochabend in New York drängte Kerry Lawrow sichtlich verärgert dazu, die Verantwortung für den Angriff auf den Hilfskonvoi in der Nähe von Aleppo zu übernehmen. „Ich möchte wirklich eine Anerkennung der Verantwortung“, sagte Kerry. Der Angriff sei eine „inakzeptable Provokation“ gewesen, sagte dagegen Lawrow. Russland bestehe auf einer „eingehenden und unabhängigen Untersuchung“.

„Ich denke, dass wir von emotionalen Reaktionen und sofortigen öffentlichen Kommentaren absehen sollten und anstelle dessen zuerst untersuchen und sehr professionell sein sollten“, sagte Lawrow. Kerry entgegnete, er habe sich bei Lawrows Darstellung „wie in einem Paralleluniversum“ gefühlt.