Galerie

Blain|Southern
: Netz aus Wollfäden: magische Installationen von Chiharu Shiota

Chiharu Shiota, „Uncertain Journey“, 2016, Installationsansicht Foto: Christian Glaeser; Courtesy the artist and Blain Southern; © VG Bild-Kunst Bonn 2016

Wer im vergangenen Jahr auf der Biennale in Venedig war, wird sich an ihre Arbeit im Japanischen Pavillon gewiss erinnern: Chiharu Shiota hatte dort für „The Key in the Hand“ den Raum mit einem Boot und einem Meer aus roten Fäden und zahllosen alten Schlüsseln gefüllt. Ihre Installation bei Blain|Southern knüpft daran an, im wahrsten Sinne des Wortes. Wieder arbeitete die Künstlerin mit roten Woll­fäden, mit Booten und mit ihrer metaphernreichen Bildsprache. In einem dicht verwobenen, filigranen Netz entwachsen die Fäden sechs Bootsskeletten aus Metall. Die Fäden symbolisierten für sie menschliche Beziehungen, erklärt die Künstlerin. Wie diese seien sie mal enger, mal loser, mal spannungsvoll, mal verästelt, stets komplex und schwer zu entwirren. Auch an ein Geflecht aus Blutgefäßen oder Nervensträngen könnte man sich erinnert fühlen. Auf einen „Uncertain Journey“ – so der Titel der Arbeit – will Shiota die Besucher_innen mitnehmen, und ein wenig fühlt es sich tatsächlich so an, wenn man in rotes Licht getaucht zwischen den Booten umhergeht.

Dass sich Shiotas Kunst an der Grenze zum Kitsch bewege, wurde oft schon geschrieben. Nicht ganz zu Unrecht. Dennoch: Besonders bei Tageslicht ist die sinnliche Wirkung in den hohen Räumen von Blain|Southern grandios. BSH

Bis 12. 11., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 77–87