„Marx würde sich gut fühlen“

Autor P. M. spricht über seine Gemeinwesen-Utopie

■ 65, Romancier, war Englisch-und Französisch-Lehrer. Sein Pseudonym spielt auf die häufigen Telefonbuch-Namen Peter, Paul, Meier, Müller an.

taz: Herr M., wollen Sie mit Ihrer Utopie des Gemeinwesens zurück zu Karl Marx?

P. M.: Nein, ich glaube eher, Marx würde sich bei mir wohlfühlen. Er könnte bei mir einiges erfahren, was er noch nicht wusste oder falsch interpretiert hat.

Zum Beispiel?

Er hat sich weder mit unbezahlter Frauenarbeit noch mit dem Verhältnis zu den kolonialisierten Gebieten befasst. Außerdem glaube ich nicht, dass auf den Kapitalismus automatisch der Sozialismus folgt und man über Alternativen gar nicht nachdenken muss. Das muss man sehr wohl.

Was kam bei Ihrem diesbezüglichen Nachdenken heraus?

Eine Gesellschaft der Commons. Das sind Gruppen von ungefähr 500 Menschen, die Wohnen, Ernährung und anderes organisieren und verwalten – etwa in Wohnungsgenossenschaften. In diesem System hätten alle Zugang zu dem, was sie brauchen, würden aber auch etwas dafür tun.

Aber brauchen alle dasselbe?

Nein, die Leute sind ja verschieden. Nach oben gäbe es aber eine Grenze – eine ökologische. Wir verbrauchen derzeit zwei Planeten, haben aber nur einen.

Wie würden Sie sparen?

Durch Öko-Design, also durch Geräte, die man nicht wegwirft, sondern repariert. Derzeit enthält ja jeder Gegenstand eine geplante Obsoleszenz, also ein Verfallsdatum. Ohne das gäbe es längst kein Wirtschaftswachstum mehr.

Leben Sie Ihre eigene Vision?

Nur in Teilen. Ich bin Gründer und Bewohner von Wohnungsgenossenschaften und erlebe dort, dass Menschen – auch Forscher wissen das längst – eher auf Kooperation als auf Konflikt programmiert sind.  INTERVIEW: PS

P. M. liest aus „Kartoffeln und Computer“: 20 Uhr, Kölibri, Hein-Köllisch-Platz 12