Windpark in Hannovers Maschsee

KOMMUNALWAHL In Hannover will die Satirepartei Die Partei die Piraten übernehmen. Die Stadtverwaltung warnt vor Verschwendung von Steuergeld

Julian Klippert ruft gegen 14 Uhr an, grüßt stilecht mit einem freundlichen „Guten Morgen“. Dann verkündet der Multifunktionär der Partei, also der „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ des ehemaligen Titanic-Chefredakteurs Martin Sonneborn, das Ungeheuerliche, das Niedersachsens Landeshauptstadt in helle Aufregung versetzt: Zumindest in Hannover und Umgebung will er mit den Piraten zusammenarbeiten.

Die stellen mit Adam Wolf wie Die Partei mit Klippert in Stadtrat und Regionsversammlung nur einen Einzelvertreter. Der darf jeweils nur in einem Ausschuss mitstimmen, in anderen nur rumsitzen. Echte Macht sieht anders aus. Gemeinsame Fraktionen – für den 28-jährigen Satiriker Klippert ist das die Lösung. Möglicher Name: „Die Fraktion“.

„Ja, noch gibt es diese Möglichkeit“, bestätigt der Comic-Händler, der in Hannover in einem Laden gegenüber des taz-Büros in der Goseriede arbeitet. „Nach fünf Jahren mag das anders aussehen – man merkt doch jetzt schon, dass wir dabei sind, die Piraten zu überholen“, sagt Klippert mit Blick auf die Landtagswahl in Berlin, wo die Internet-Nerds von 8,9 auf 1,7 Prozent abgestürzt sind. „Nur mit uns können die Piraten noch ein paar ihrer Inhalte durchbringen, bevor sie in der Versenkung verschwinden“, glaubt der Satiriker. Hauptgegner aber bleibe die rechtspopulistische AfD: „Wir waren, sind und bleiben immer viel populistischer als die“, sagt Klippert.

Die Piraten bleiben trotzdem skeptisch. Deren stellvertretender Landesvorsitzender und Hannover-Chef Thomas Ganzkow denkt zwar ganz ernsthaft darüber nach, dass eine gemeinsame Fraktion mehr Stimmrechte sichern könnte – entscheiden müsse aber „Mandatsträger“ Wolf. Der bezweifelt dann doch die Ernsthaftigkeit von Partei-Mann Klippert. „Am Wahlabend habe ich ein bisschen mit dem geredet. Inhaltlich kam da aber nur die Forderung nach einem Windpark mitten im Maschsee“, warnt Wolf. Gespräche über eine Fraktionsbildung habe es noch nicht gegeben. Zwar gebe es noch zwei Wochen Zeit für Sondierungen. „Aber besser allein als in schlechter Gesellschaft“, findet der Pirat.

Voreilig könnten deshalb Warnungen sein, Die Partei und Piraten wollten für „Die Fraktion“ rund 100.000 Euro Steuergelder verbraten. Stadtsprecher Dennis Dix hat in der Hannoverschen Allgemeinen trotzdem schon angekündigt, gezahlt werde kein Bargeld, sondern nur „Raum, Ausstattung und Personal“. WYP