ANDREAS WYPUTTA ÜBER DAS AUS FÜR OPEL IN BOCHUM
: Opfer der Eurokrise

Für die über 3.000 Bochumer Opelaner, deren Werk 2016 geschlossen werden soll, ist es kein Trost: Der Niedergang des Autobauers Opel basiert auch auf einer langen Kette von Managementfehlern. Zuerst brach nach massiver Lohn- und Stückkostendrückerei bei Beschäftigten und Zulieferern die Qualität ein. Dann mangelte es dem Hersteller schlicht an begehrten Modellen. Nur mit dem ökologisch fragwürdigen, bei den Kunden aber beliebten Geländewagen Frontera hatte Opel bis 2003 die Nase vorn. Danach flog der Wagen aus dem Programm – über Jahre ersatzlos.

Zudem ist der Autobauer ein Opfer der Strategie seiner US-Konzernmutter General Motors (GM). Den europäischen Opel-Werken fehlen aufgrund des Verbots der Detroiter GM-Zentrale, Autos in nennenswerter Zahl auch außerhalb Europas verkaufen zu dürfen, wichtige Märkte wie China. Dort setzt GM auf Marken wie Chevrolet.

Doch neue Märkte wären bitter nötig, um der Absatzkatastrophe, vor allem in Südeuropa, zu trotzen: In Frankreich ist der Autoverkauf im September um fast 18, in Italien um mehr als 25 und in Spanien sogar um 36 Prozent eingebrochen. Bedrohlich ist das nicht nur für Opel, wo der Absatz um über 16 Prozent abstürzte, sondern für alle Massenhersteller preiswerter Klein- und Mittelklassewagen. Renault verkaufte 30 Prozent weniger Autos, Fiat fast 20, Peugeot fast 10.

Grund für die Krise der europäischen Autoindustrie ist die Austeritätspolitik, mit der die deutsche Bundesregierung die Krisenstaaten Südeuropas auf Kurs bringen will. Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen kaufen keine Neuwagen. Die Bochumer Opel-Facharbeiter sind damit die ersten wirklichen Opfer der Eurokrise in Deutschland.

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