THEATER

TheaterEsther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Alle wissen es längst, die Aufregung ist groß genug: Mit dieser Spielzeit gehen an zwei wichtigen Theaterhäusern der Stadt veritable Epochen zu Ende. Am Berliner Ensemble geht nach sechzehn Jahren zum Beispiel Claus Peymann von Bord, den alle, die jetzt noch über ihn lästern, vermutlich einmal sehr vermissen werden. Darauf wette ich an dieser Stelle einfach mal. Denn Theaterleute seines Schlages gibt’s eigentlich nicht mehr. Und so eröffnet das Berliner Ensemble (BE) zünftig mit einem Abend von Achim Freyer die letzte Peymann-Saison, der „Abschlussball“ überschrieben ist. Freyer, Jahrgang 1934 und ursprünglich ausgebildeter Maler, ist noch ein Meisterschüler von BE-Hausgeist und Jahrhundertautor Bertolt Brecht und hat am Berliner Ensemble im vergangenen Jahrhundert als Bühnen- und Kostümbildner begonnen. Später führte er dann auch selbst Regie. Besonders berühmt sind stets seine bildgewaltigen Musiktheaterinszenierungen gewesen. In „Abschlussball“, das „Lamento in Bildern“ untertitelt ist, lässt Freyer nun Dichter*innen und Künstler*innen aufeinandertreffen und nicht nur miteinander tanzen. Am Tag darauf gibt es die Uraufführung eines Stücks des legendären Dichters und Dramatikers Volker Braun „Die Griechen“. Thematisch ist es zwischen Antike und Eurokrise angelegt, zwischen Aristophanes und Varoufakis: Oldschool-Aktivismus mit den Mitteln des Literaturtheaters also (Berliner Ensemble: „Abschlussball“, ab 15. 9., 19. 30 Uhr & „Die Griechen“, ab 16. 9., 19. 30 Uhr).

Dann stehen in Berlin bekannterweise Wahlen bevor. In diesem Kontext eröffnet die Initiative „Berlin Debating Union“ mit dem Heimathafen Neukölln einen politischen Debattierclub. In der Reihe, die regelmäßig stattfinden soll, wollen sich die Veranstalter mit Berliner Themen auseinandersetzen und herausfinden, was die Stadt wirklich braucht und wie sie gestaltet werden kann. Die Fragestellungen der ersten Ausgabe: 1. Ist Nichtwählen legitim? und 2. Sollten wir eine Wahlpflicht einführen? In jeweils zwei Runden werden die Pro- und Contra-Seiten debattiert. Das Ganze ist als Wettkampf angelegt. Die Fraktion, die sich mit ihrer Meinung durchsetzt, gewinnt am Ende: das Publikum entscheidet, wer siegt. Populismus oder Demokratie, das ist hier die Frage (Heimathafen Neukölln: „Debattierclub 1: Berlinwahl 2016“, 15. 9., 20 Uhr).

Die Neuköllner Oper bittet ins „Büro für postidentisches Leben“ wo Matthias Rebstock, Tilman Rammstedt und Marc Rosich zu einer „Spekulation über die Freiheit“ einladen. Und zu einem Musiktheater der ganz besonderen Art (Neuköllner Oper: „Büro für Postidentisches Leben“, 15. / 17. & 18. 9., 20 Uhr).