2.000 ErzieherInnen unter-schreiben für mehr Lohn

AKTION Gewerkschaft will gerechtere Bezahlung für Fachkräfte: 430 Euro „Lohnlücke“ klafft

Normalerweise werden Dinge teurer, je knapper die Ressource bemessen ist. Für die Berliner ErzieherInnen gilt das bisher nicht. Obwohl Fachkräfte dringend gesucht werden, bezahlt das Land seine ErzieherInnen schlechter als die KollegInnen in den anderen Bundesländern. Heute Vormittag soll es deshalb eine Protestaktion vor dem Amtssitz von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) geben: Unterschreibt für eine bessere Bezahlung, hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW die rund 11.000 ErzieherInnen an den fünf Kita-Eigenbetrieben und in den landeseigenen Schulhorten aufgefordert.

Dass auf der Liste, die Senatorin Scheeres übergeben werden sollte, schließlich nur die Namen von 2.000 ErzieherInnen standen, will ein GEW-Sprecher aber dennoch nicht als Misserfolg verstanden wissen – immerhin sei die Aktion nur sehr kurzfristig angekündigt gewesen.

Rund 3.100 Euro brutto verdient eine ErzieherIn in Berlin nach einigen Berufsjahren – und damit etwa 430 Euro weniger als etwa die KollegIn in Brandenburg. Schuld sind unterschiedliche Tarifverträge in den Ländern. Während Berlin Mitglied in der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) ist, werden die ErzieherInnen anderswo nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Diensts (TVöD) bezahlt. Letztere hatten, man erinnert sich, im Sommer vergangenen Jahres erfolgreich für Lohnerhöhungen gestreikt.

Die Lohnschere hat sich für die Berliner ErzieherInnen dadurch noch einmal vergrößert. Für Bildungssenatorin Scheeres ein Problem: Berlin kann schon jetzt nur mit Mühe den Bedarf an ErzieherInnen decken, dabei soll ab dem laufenden Kitajahr der Betreuungsschlüssel sogar noch verbessert werden – ein Mehrbedarf von 2.400 Stellen in den nächsten Jahren.

Doch die Berufsfachschulen sind chronisch übernachgefragt, wie eine „Standortanalyse“ der Senatsbildungsverwaltung im Frühjahr ergab. Scheeres muss also auf die viel kritisierten QuereinsteigerInnen setzen, die quasi im laufenden Betrieb berufsbegleitend ausgebildet werden – und ErzieherInnen aus anderen Bundesländern nach Berlin locken. Eine bessere Bezahlung, argumentieren Gewerkschaft und Opposition geduldig, würde bei der Fachkräftesuche sicher helfen. Zuletzt waren zu Schuljahresbeginn allein in den Schulen nach Senatsangaben noch 400 Erzieherstellen offen.

Anna Klöpper