Ex-Minister macht's

Basisdemokratisch ist das Verfahren nicht gerade, mit dem die niedersächsische CDU an diesem Wochenende ihren Spitzenkandidaten für die Landtagswahl Anfang 2018 küren will. Schon am Freitagabend wollten sich die „Kurfürsten“ genannten Chefs der sechs Bezirksverbände mit den Vorsitzenden der „Landesverbände“ Braunschweig und Oldenburg zusammensetzen – ja, die nennen sich auch 70 Jahre nach Gründung Niedersachsens wirklich noch so. Am Samstagvormittag tagt der Parteivorstand, und um 12.30 Uhr haben die Christdemokraten die Presse geladen.

Gelüftet wird dann – täätää – ein offenes Geheimnis: In Hannover wird seit Monaten spekuliert, dass Ex-Kultusminister Bernd Althusmann gegen SPD-Regierungschef Stephan Weil antreten soll. Anfang September hatte Landtagspräsident Bernd Busemann den Namen Althusmann bereits herausposaunt, als er scheinbar großzügig auf die Spitzenkandidatur verzichtete – und damit wohl hofft, sich den Präsidentenposten auch in der kommenden Legislatur sichern zu können.

Zum letzten Mal durchsetzen dürfte sich damit der scheidende CDU-Landesvorsitzende David McAllister: Althusmann gilt als einer der engsten politischen Vertrauten des Ex-Ministerpräsidenten. Während der Regierungszeit des späteren Bundespräsidenten Christian Wulff diente er dem damaligen Fraktionschef McAllister als Parlamentarischer Fraktionsgeschäftsführer – 2010 wurde er Minister.

Allerdings wäre der ehemalige Bundeswehroffizier, der seinen einstigen Spitznamen „Panzer“ gar nicht mehr gern hört, den Regierungsjob schon ein Jahr später beinahe wieder losgeworden. Seine mit der denkbar schlechtesten Note „rite“ bewertete Doktorarbeit stand unter Plagiatsverdacht. Eine Kommission der Universität Potsdam rügte „Mängel von erheblichem Gewicht“ – dabei war der heute 49-Jährige damals Vorsitzender der Kultusministerkonferenz und damit verantwortlich für die Qualität von Forschung und Lehre.

Nach dem Machtverlust 2013 hat Althusmann als Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Namibia überwintert. Im November beim CDU-Parteitag gilt die Zustimmung zu seiner Kandidatur nur noch als Formsache. wyp