OFF-KINO

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Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Ausgangspunkt der Arbeit an „Vivre sa vie“ (1962) war für Jean-Luc Godard das zeitgenössische Buch „Ou en est la prostitution“ eines Richters, das der Film an einer Stelle, wenn ein Zuhälter ganz sachlich Fragen zur Prostitution beantwortet, direkt zitiert. Doch natürlich beabsichtigte Godard keine soziologische Studie, sondern einen klugen filmischen Essay, dessen Fallstudie des kontinuierlichen Abstiegs der Verkäuferin Nana (Anna Karina) in die Prostitution gleichermaßen als filmtheoretischer Diskurs über das Verhältnis von Bild, Wort und Ton, als philosophisches Traktat (Ist Reden gleich Denken?) und als Hommage an den Stummfilm (vor allem an Dreyers „La passion de Jeanne d‘Arc“) daherkommt (OmU, 9.9., 17 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Für seine letzte Regiearbeit, den in einem Hotel spielenden Kriminal- und Spionagefilm „Die 1.000 Augen des Dr. Mabuse“ (1960), in dem niemand das ist, was er vorgibt zu sein, griff Fritz Lang auf einen geistigen Nachfahren seines Superschurken Mabuse aus den 1920er und 30er Jahren zurück: Während der größenwahnsinnige Verbrecher die Überwachungstechnik des Hotels für seine egoistischen, vornehmlich auf Geld abzielenden Zwecke nutzt, stellt Lang immer wieder gedankliche Verbindungen mit dem Überwachungsstaat der Nazizeit her und scheint vor den Gefahren totalitärer Regime zu warnen. Der Schurke hat sogar einen Goebbels’schen Klumpfuß (13.9., 19.30 Uhr, Arsenal 2).

Eigentlich haben es die Spanier im Bereich des Animationsfilms bislang nicht zu größerer Eigenständigkeit gebracht, ihre kommerziellen Produktionen sehen überwiegend aus wie amerikanische Animationsfilme. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die iberischen Trickstudios über viele Jahre hinweg Zulieferer für amerikanische Produktionen waren. Regisseur Enrique Gato macht in „Einmal Mond und zurück“ aus der Not eine Tugend, zielt von vornherein auf ein internationales Publikum ab und kann mit seinem Film in Sachen Tricktechnik und Humor mit einer guten US-Produktion durchaus mithalten. Der Plot ist auch gleich in den USA angesiedelt: Der 12-jährige Mike Goldwing hat als Sohn und Enkel zweier Nasa-Astronauten mit ansehen müssen, wie die Weltraum-Träume von Vater und Großvater bislang platzten. Doch als die Nasa von einem schurkischen Millionär herausgefordert wird, geht es noch einmal auf Mondmission – nur dass sich anstelle von Mikes Vater plötzlich der Junge, seine Freundin Amy und sein Opa Frank in der Raumkapsel befinden. Ein Familienabenteuer im Wortsinn (9. 9., 16 Uhr, 10.–11. 9., 15 Uhr, Sputnik Südstern).