MUSIK

MusikJens Uthoffhört auf den Sound der Stadt

Es gibt eine schlechte Nachricht für die Grashalme von Treptow und eine gute Nachricht für die Liebhaber riesiger Festivals: Das Lollapalooza gastiert zum zweiten Mal in Berlin, diesmal im Treptower Park, weshalb Petitionen zum Schutz der dortigen Flora verfasst wurden – ohne Erfolg. So werden sich dort nun am Wochenende Thom Yorke (Radiohead), Paul Kalkbrenner, Róisín Murphy und Dirk von Lowtzow (Tocotronic) die Klinke beziehungsweise den Klinkenstecker in die Hand geben. Für den Samstag gibt es derzeit noch Tagestickets (Treptower Park, 79 Euro).

Aber es gibt ein musikalisches Leben jenseits der Massenkultur. Heute Abend lohnt ein Besuch im About Blank, wo das Hamburger Polit- und Performancekollektiv Schwabinggrad Ballett sein aktuelles Projekt vorstellt: Die Gruppe hat gemeinsam mit Flüchtlingen aus Libyen ein Album namens „Be­yond Welcome“ aufgenommen, das von Jazz, Postpunk, elektronischer Musik, Afro-Kraut und Genialem Dilletantismus gleichermaßen beeinflusst ist (ab 18 Uhr, inklusive Diskussion).

Am Samstag dann kann man die nach wie vor fantastischen US-amerikanischen Indie-Frickler von Deerhoof und ihre schön vertrackte Musik im Bi Nuu bestaunen. Support erhalten die Hirschhufe von Cowtown – na dit passt doch (19 Uhr, 18 Euro). Wer lieber in die BRD-Postpunk-Geschichte blicken und sich dabei gut unterhalten möchte, der sollte am selben Abend den Roten Salon aufsuchen. Unter dem Titel „Andreas Dorau und Pyrolator wühlen im Ata Tak-Archiv“ tun die Musiker und Labelbetreiber selbiges (21 Uhr, 14 Euro). Am Sonntagnachmittag empfiehlt sich zum Katerkurieren ein Besuch des Marie Antoinette, wo das #mittenmang-Festival mit Indie-, Weird Folk-, Rock- und Dream-Pop-Acts stattfindet – ausschließlich Berliner Gruppen stehen auf der Bühne (ab 16 Uhr, 7 bis 10 Euro, www.marie-antoinette-berlin.de).

Verspult und loopig dürfte es am Dienstag dann im Acud Macht Neu zugehen, wo die Berliner Combo Caudal um den Multiinstrumentalisten ­Aidan Baker aufspielen wird. Die machen krauty Stuff, wie man heute sagen würde, also von den deutschen elektronischen Pionieren der 70er beeinflusste Musik. Neben ihnen werden Nea­rest Gas Station auf der Bühne stehen und Experimentelles fabrizieren (Acud Club, 21 Uhr) .

Am Mittwoch dann hat der gemeine Musikhörer die Wahl zwischen knackig produziertem, sphärischem Post-Dub­step und poppigem und tanzbarem HipHop. Während der Wiener/Londoner Elektronikkünstler SOHN im SchwuZ auftreten wird (21 Uhr), wird der US-Hip-Hopper Hoodie Allen im Huxley’s zu sehen und zu hören sein (20 Uhr, 23 Euro). Die Grashalme von Treptow sind dann längst plattgetreten.