Stefan Alberti will mehr
: Hinter der rbb-Kulisse

So, jetzt müssten sie mich doch alle bequatschen, mir erklären, wie ihre Chefs dieses und jenes gemeint haben. Doch all die Pressesprecher und Wahlkampfstrategen, die bei der rbb-Spitzenkandidatenrunde samt Journalisten in einem Nebenraum des Studios zusammenstehen und -sitzen, sie halten sich zurück. Nix da mit spin doctoring und rapid response. Dabei könnte jetzt mal der Linkspartei-Sprecher rüberkommen und einem erklären, was es bedeutet, wenn sein Spitzenmann Klaus Lederer sagt: „Ich gehe auch gern mal in den Club und lese.“ Lesen im Club? Auch eine nette Beschäftigung – dürfte bloß etwas laut sein.

Jede Partei hat fünf Leute benennen dürfen, die entweder im Publikum oder mit den Journalisten zusammensitzen. Die SPD hat dafür auch Klaus Staeck gewinnen können, den Karikaturisten und Expräsidenten der Akademie der Künste. Der gestaltete 1972 zur Bundestagswahl das ironische Plakat „Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen“. Ein Experte also auch für kryptische Plakate wie jene der SPD, die Michael Müller anfangs nur verschwommen zeigten. Für gut befindet Staeck diese SPD-Plakate. Mmmh, auch wieder so ein Beispiel dafür, dass Experten nicht immer recht haben müssen.

Immerhin kommt noch der CDU-Mann vorbei und legt einem nahe, seinen Spitzenkandidaten Frank Henkel als ruhenden Pol in der manches Mal ausfransenden Debatte zu betrachten. In der wirken die potenziellen Koalitionspartner SPD, Grüne und Linkspartei tatsächlich nicht übermäßig harmonisch, vor allem die Grüne Ramona Pop attackiert heftig den SPD-Mann Müller.

Ihr Sprecher und Wahlkampfstratege grinst derweil, als auf den Internetmonitoren im Presseraum bildschirmfüllend ein Zitat von Frank Henkel aus der Sendung erscheint – aus dem Zusammenhang gerissen, aber trotzdem gut: „Ehrlich gesagt, merke ich gar nichts.“