Bloß keinen Berühmten

Architekturprofessor wird Präsident der Hafencity Universität. Steven Spier denke interdisziplinär, habe Managementerfahrung und sei international, lobt das Rathaus

Der CDU-Senat hat gestern die Ernennung von Professor Steven Spier zum Chef der neuen Bauhochschule beschlossen. Der gebürtige Kanadier, der zurzeit den Fachbereich Architektur der University of Strathclyde in Glasgow (Schottland) leitet, wird sein Amt am 1. Februar antreten.

Die Berufung eines „so internationalen und interdisziplinären Präsidenten“, sagte Wissenschaftssenator Jörg Dräger über den 46-Jährigen mit drei Pässen (Kanada, USA, Großbritannien), „ist ein äußerst positives Signal für den Start der Hochschule“. Spier sei mit Hochschulmanagement ebenso vertraut wie mit der Berufspraxis. Die Findungskommission habe „deutlich mehr nach Managementfähigkeiten als nach Fachlichkeit gesucht“, betonte der parteilose Senator: „Wir wollten bewusst keinen berühmten Architekten.“

Spiers Job ist es, die Architektur der Kunsthochschule und der Fachhochschule (HAW), das Bauingenieurwesen und die Geomatik der HAW sowie die Stadtplanung der Technischen Uni zusammenzuführen. Das Uni-Gebäude soll bis 2009 nahe des Magdeburger Hafens entstehen. Wo Spier in der Stadt bis dahin seinen Schreibtisch aufstellt, ist noch unklar. Die Lehre beginnt, zunächst an den alten Standorten, im Herbst 2006.

Spier studierte in den USA Philosophie und Architektur. In Strathclyde ist er seit 2000 Professor im Architektur-Bereich, seit 2003 ist er dessen Leiter. Schwerpunktmäßig forscht er über die Zusammenhänge von Ballett und Architektur und die zeitgenössische Schweizer Architektur. Vor seiner Berufung nach Schottland lehrte Spier unter anderem an der renommierten Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich.

Berufserfahrung habe er in Architekturbüros gesammelt, berichtete er gestern der Presse im Rathaus. Er freue sich auf seine „nicht leichte, aber spannende Aufgabe“ und sehe seine Rolle zunächst darin, „richtige Fragen zu stellen, zuzuhören und dann eine Richtung vorzugeben“. Ziel müsse es sein, „mit den Besten der Welt zu konkurrieren“. Warnungen, die Mittel- und Personalausstattung sei dafür zu gering, ließ Spier nicht gelten: „Strahlkraft ist keine Frage von Ressourcen“, behauptete er. Gebe es aber zu wenig Mittel, „habe ich keine Scheu vor dem Senator“.

Auf ein Profil für die neue Uni, in der verschiedene Hochschultypen und inhaltliche Schwerpunkte aufeinander treffen, legte er sich nicht fest: „Das muss ich erst mit meinen neuen Kollegen klären“, sagte Spier, der bis heute die betroffenen Fachbereiche besucht. Eva Weikert