Frauen ins Cockpit gegen alle Widerstände

Ausstellung Im Haus der Wissenschaft zeichnet eine Ausstellung die Wege von Pilotinnen nach. Pionierinnen berichten von offener Sabotage. Der Frauenanteil liegt auch heute unter zehn Prozent

Bei der Lufthansa liegt der Frauenanteil mit 6 Prozent über dem Durchschnitt

Sie waren Pionierinnen, Abenteurerinnen und oft auch Besessene: Pilotinnen haben sich in der Geschichte der Luftfahrt gegen Vorurteile und Bedenken aller Art durchgesetzt und es ins Cockpit geschafft. Ab Dienstag würdigt eine Ausstellung im Haus der Wissenschaft ihre Rolle bei der Eroberung der Lüfte: „Fliegen zwischen Traum und Wirklichkeit: Weibliche Piloten in der Geschichte der Luftfahrt“.

Anders als früher sitzen Frauen heute zunehmend als Kapitäninnen in den großen Verkehrsjets – auch bei Airlines aus islamischen Ländern. Doch ihr weltweiter Anteil unter den Verkehrspiloten ist nach wie vor gering. Auf gerade mal drei Prozent schätzt ihn die internationale Pilotinnengesellschaft ISA+21.

Bei der Lufthansa liegt er – 30 Jahre nach dem Ausbildungsbeginn ihrer ersten weiblichen Flugschüler – mit 6 Prozent immerhin darüber: Im Konzern mit seinen Töchtern arbeiteten Mitte des Jahres 417 Co-Pilotinnen und 114 Kapitäninnen. In Bremen hat die Airline mit dem Kranich am Leitwerk ihre traditionsreiche Verkehrsfliegerschule.

Früher, als Frauen keine fliegerischen Fähigkeiten zugetraut wurden, verweigerten viele Flugschulen ihnen die Ausbildung. Das erlebte auch die aus Hannover stammende Fliegerlegende Elly Beinhorn (1907 bis 2007). Pionierinnen wie Mellie Beese (1886 bis 1925) berichteten zudem von offener Sabotage. Die Frau mit der ersten deutschen Pilotenlizenz bahnte sich wie viele andere später nach ihr nur mit unglaublicher Hartnäckigkeit den Weg ins Cockpit. Später wurden die leidenschaftliche Fliegerinnen oft auch politisch vereinnahmt. Die Ausstellung zeichnet ihre Wege nach und beleuchtet den gesellschaftlichen Kontext.

Bei der Lufthansa weist man daraufhin, dass sich mehr Männer als Frauen für die Piloten-Ausbildung bewerben, so Lufthansa-Sprecher Helmut Tolksdorf. Das liege nicht an vorgeschriebenen Mindestgrößen: Bei der Lufthansa müssen Piloten mindestens 1,60 Meter und höchstens 1,95 groß sein. Aber egal, ob Frauen oder Männer – für beide gilt zumindest im Moment, dass Lufthansa gar keine Bewerber annimmt. (dpa)

Ausstellung im Haus der Wissenschaft: bis 27. Oktober, Sandstraße 4/5