heute in Bremen
: „Rassistische Gewaltwelle“

Vortrag Ein Berliner Politologe spricht über Rechtspopulismus und Stammtischparolen

Henning Flad

Foto: Privat

Jahrgang 1973, arbeitet beim Zentrum für Migration und Soziales der Diakonie in Berlin mit Schwerpunkt Rechtsextremismus.

taz: Herr Flad, wird die AfD eine feste Größe in der politischen Landschaft?

Henning Flad: Ich fürchte ja. Allerdings wird sie kaum als regierungsfähige Kraft infrage kommen. Niemand wird mit ihr koalieren wollen. Es wird auch weiterhin erhebliche Auseinandersetzungen innerhalb der AfD geben, weil da viele Interessen aufeinander treffen.

Wen spricht sie an?

Sie bedient ein relativ großes, heterogenes Milieu. Da gibt es rechtsextreme WählerInnen, aber auch solche, die mit der Bundespolitik unzufrieden sind. Die haben nicht immer ein geschlossenes rechtes Weltbild. Die AfD vereint vermeintlich seriöse Angebote und harte rassistische und antisemitische Thesen.

In vielen Ländern Europas legen RechtspopulistInnen zu. Ist das mehr als ein vorübergehender Trend?

Das ist ein Hinweis darauf, dass wir es in vielen westlichen Gesellschaften mit ähnlichen Zuständen zu tun haben. Trump, Wilders, Le Pen oder Pegida sind sich da einfach zu ähnlich. Deren Erfolg legt nahe, dass es nicht so schnell wieder vorbei sein wird.

Wie gefährlich sind RechtspopulistInnen?

Wir haben die größte rassistische Gewaltwelle seit Anfang der 1990er, das halte ich für die größte Gefahr. Wir dürfen, was den Rechtspopulismus angeht, aber nicht nur auf die AfD gucken. Es gibt eine regelrechte soziale Bewegung von rechts, die keineswegs homogen ist. Rechtspopulistische Medien etwa haben deutlich steigende Auflagen zu verbuchen.

Welche Rolle spielen die?

Medien wie die Junge Freiheit, das Compact Magazin oder der Blog Politically Incorrect sind nicht direkt für Gewalttaten verantwortlich, aber sie tragen zu einer Stimmung bei, die solche Taten begünstigt. Wer immer wieder Geflüchtete als Invasoren bezeichnet, benutzt Kriegsrhetorik und heizt die Stimmung an. Gewalt anstachelnd ist auch das Geraune von einem angeblich drohenden Bürgerkrieg.

Wie sollte man mit RechtspopulistInnen umgehen?

Das Milieu ist zu groß, als das man es als Ganzes gesellschaftlich ächten könnte. Der Diskurs muss in der Sache klar, aber in der Form sachlich ablaufen. Tätliche Angriffe auf AfD-PolitikerInnen müssen aufhören, das ist alles Wasser auf die Mühlen dieser Leute und produziert MärtyrerInnen. Das heißt natürlich nicht, dass man in der Sache Zugeständnisse machen darf.

Interview:Sebastian Krüger

18 Uhr, Volkshochschule, Faulenstraße 69