piwik no script img

schwabinger krawall: geflutet von MICHAEL SAILER

Wie der Hubsi anruft, ob der Jackie Lust auf ein Isarfest hat, lehnt der Jackie kategorisch ab, weil ihm die Isar mit seinem Gipsbein zu weit weg ist und er keine Lust auf ein Hochwasser hat. Ein Hochwasser, sagt der Hubsi, ist doch jetzt gar nicht mehr, und da hat ihn der Jackie an das letzte Isarfest erinnert.

Nämlich hat der Hubsi vor drei Wochen auch angerufen, ob der Jackie Lust auf ein Isarfest hat. Damals hat der Jackie Ja gesagt, und so sind sie zum Flaucher geradelt, wo die Violetta einen Grill und acht Kisten Bier in der prallen Sonne stehen gehabt hat. Der Jackie hat gesagt, das sei ein Wahnsinn bei 41 Grad; also haben sie die Kisten in die Isar gestellt, die zwar auch 18 Grad warm war, aber immerhin. Vom Kistentragen hat der Jackie einen solchen Durst gekriegt, dass er gleich drei Bier getrunken hat, und weil es keinen Schatten gegeben hat, ist ihm zweierlei geworden, und er hat nicht gewusst, ob er einen Sonnenstich hat oder eine Fleischvergiftung. Die Violetta hat nämlich geschimpft wegen des Termins und dass sie das Fleisch jetzt seit zwei Tagen im Kofferraum herumfährt, aber da hatte der Jackie sein Schnitzel schon gegessen.

Später ist es dunkel geworden, und wie der Jackie so dagesessen ist und einem blonden Hasen erzählt hat, wie er und der Hubsi damals bei dem Isarfest von diesem OB-Kandidaten von der Jungen Union die größte Erdpfeife der Welt geraucht und dann ein Stück von der Tierparkbrücke als Sonnwendfeuer verheizt haben, hat er plötzlich gemerkt, dass der Hase nicht mehr da war, dass außer ihm und dem Hubsi überhaupt niemand mehr da war, bloß noch Fremde an Feuern außenrum. Der Jackie wollte heimgehen, hat aber nicht mehr gewusst, wo sie genau sind, und wie sie in der Gegend herumgestiefelt sind, war der Hubsi plötzlich auch weg, weil er einen Wasserfall hinuntergefallen ist.

Da haben beide dermaßen lachen müssen, dass ihnen irgendwelche Griller noch ein paar Bier spendiert haben, und dann sind sie eingeschlafen, und wie der Jackie aufgewacht ist, war helllichter Tag, und der Hubsi hat geschrien, er solle auf den Brückenpfeiler kommen, weil ihn sonst das Hochwasser vollends wegschwemmt. Da hat der Jackie gemerkt, dass er nicht wegkommt, weil sein linkes Bein in einer Astgabel gesteckt ist. Der Hubsi hat gewinkt wie ein Verrückter, beide haben gebrüllt wie angestochen, und dann ist endlich die Feuerwehr gekommen und hat sie mit einer Seilwinde auf die Reichenbachbrücke hinaufgekurbelt.

Der Notarzt hat gemeint, da hätten sie ja ein Mordsglück gehabt, aber der Jackie wollte bloß noch ins Krankenhaus, weil zweitausend Nasen rumgestanden, gegafft und gelacht haben, vielleicht auch deswegen, weil der Jackie in seiner Hosentasche immer noch eine Bierflasche hatte, die jetzt voller Schmutzwasser war. Im Krankenhaus hat es dann geheißen, dass das Bein bloß stark verstaucht ist, er aber zur Beobachtung dableiben muss, weil es Hinweise auf eine Lebensmittel- oder eine Alkoholvergiftung oder beides gebe.

Und deswegen hat der Jackie jetzt einen Gips und nicht die geringste Lust mehr auf irgendein Isarfest und sagt zum Hubsi, er solle ihm hinterher bloß nichts davon erzählen und am besten generell den Schuh aufblasen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen