heute in Bremen
: „Auch selber steuern“

Rekordversuch Andreas Dick will das Bremer Straßenbahnnetz in nur sechs Stunden befahren

Andreas Werner Dick

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48, ist Motorjournalist für Nutzfahrzeuge in Wien, wo er bereits zwei Rekorde im Befahren des U-Bahn-Netzes aufgestellt hat.

taz: Herr Dick, warum fahren Sie Straßenbahnnetze in Rekordzeit ab?

Andreas Werner Dick: Auf die Idee kam mein Sohn, der auch dabei ist. Er hat ein Guinness-Buch der Rekorde gelesen und mich gefragt: „Papa, was ist eigentlich dein Rekord?“ Im Bogenschießen oder Weitspringen wird es bei mir nichts mehr. Aber dann haben wir gesehen, dass im Straßenbahn-Fahren noch viel gemacht werden kann.

Wo waren Sie bereits?

Durch KollegInnen in anderen Ländern bin ich auch außerhalb Österreichs unterwegs gewesen, darunter München, Lyon und Zürich. Insgesamt war ich bisher in 14 oder 15 Städten. Gerade kommen wir aus Hamburg.

Warum fahren Sie nicht Bus oder U-Bahn?

U-Bahn fahre ich schon, aber das geht in Bremen nicht. Meine erste Rekordfahrt war 2008 in der Wiener U-Bahn, die anlässlich der EM verlängert wurde. Schienengebundene Netze sind leichter fassbar. Busnetze sind optisch schlechter greifbar und unübersichtlicher, weswegen ich bisher nicht Bus fahre. Nächstes Jahr habe ich allerdings vor, mit dem Bus in Solingen zu fahren.

Fahren Sie sonst Auto oder Fahrrad?

Fahrrad fahre ich eher weniger. In Wien bin ich viel mit einer Vespa unterwegs, das ist im Sommer in der Stadt optimal. Als Motorjournalist fahre ich viel mit dem Auto. Da ist es ein schöner Ausgleich, auch mal mit dem ÖPNV zu fahren.

Sie kommen aus Wien. Wie sind die Straßenbahnen dort?

Wien hat das sechstgrößte Straßenbahnnetz der Welt. Das ist sehr gut, ich habe es aber noch nicht komplett befahren.

Warum kommen Sie nach Bremen?

Bremen ist für mich ein weißer Fleck. Von den 16 Bundesländern habe ich bereits alle gesehen außer Bremen.

Wenn es irgendwann mal mit dem Ausbau klappt, sind die Linien 1 und 8 in ein paar Jahren verlängert. Kommen Sie dann wieder?

Das werden wir sehen. Ich bin immer gern im Norden. In Wien habe ich auch schon Verlängerungen nachgeholt, es spricht also nichts gegen einen zweiten Besuch.

Was war Ihr schönstes Straßenbahnerlebnis?

In Munden in Österreich ist die kürzeste Straßenbahn der Welt: sechs Stationen auf zwei Kilometern. Mein Kollege und ich durfte dort in einer 100 Jahre alten Oldtimer-Bahn fahren und auch selber steuern.

Verbinden Sie ihre Tram-Touren auch mit einer Stadtführung?

Die Hauptattraktionen kann man natürlich nicht von innen sehen, wenn man vorbei fährt. Aber ich habe einen guten Eindruck von außen. Das geht in Straßenbahnen natürlich viel besser als in U-Bahnen, die größtenteils unterirdisch verlaufen.

Sie werden von ihren beiden Kindern begleitet. Fahren die genauso gern Straßenbahn wie Sie?

Meine Kinder werden am Anfang ein bisschen dabei sein, aber nach einer Weile werden sie sich Bremen ein bisschen angucken oder ins Hotel gehen.

Interview: Sebastian Krüger

Start: 9.30 Uhr, Hauptbahnhof, Linie 10 Richtung Gröpelingen