Senat soll nicht mehr auf Kleingärten bauen

STADTPLANUNG Bund für Umwelt und Naturschutz will grundsätzliches Bauverbot auf Grünflächen

Eines wollte der Bund für Umwelt und Naturschutz, kurz BUND, am Montag gleich klargestellt wissen: Man sei keinesfalls gegen Neubau. Natürlich brauche eine wachsende Stadt wie Berlin dringend ein sinnvolles Wohnungsbaukonzept. Aber bitte nicht weiterhin auf Kosten der Grünflächen.

Denn während es über große Freiflächen wie das Tempelhofer Feld stadtweite Debatten gebe, fehle es an einem Konzept zum Erhalt kleinteiliger Flächen wie Brachen und Laubengärten. Die seien aber für das Stadtklima und als Erholungsorte mindestens ebenso wichtig.

Deshalb haben die Umweltlobbyisten vom BUND gemeinsam mit anderen Umweltverbänden wie der Grünen Liga Berlin nun eine Kampagne gestartet: Immer.grün soll eine stadtweite Diskussion über Berlins Freiflächen anschieben. Die knackige Kernforderung des Konzeptpapiers: Der Senat möge sich verpflichten, alle in seinem Besitz befindlichen „Grünflächen nicht mehr als Baulandreserve zu betrachten“.

Konkret gemeint sind damit „grüne Bahnrandflächen, Gewässerufer, Kleingartenanlagen, Friedhöfe, Grünanlagen, grüne Lernorte und Landwirtschaftsflächen“. Sie dürften in Zukunft weder verkauft noch bebaut werden. Die Bezirke sollen dieses „Ziel“, so die Vorstellungen des BUND, durch „Flächenkäufe“ unterstützen.

Berlin braucht Expertenschätzungen zufolge mindestens 20.000 neue Wohnungen jährlich. Laut BUND soll stattdessen in die Höhe gebaut werden: „Insbesondere Gewerbegebiete werden oft nur einstöckig geplant, das verbraucht Fläche“, sagt Andrea Gerbode vom BUND-Arbeitskreis Stadtnatur.

Wie viel theoretisch bebaubare Grünfläche man auf diese Weise kompensieren müsste, vermochte der BUND nicht zu sagen. Das sei „schwer exakt zu berechnen“, sagte Baumschutzexperte Christian Hönig, der an der Entstehung der Kampagne beteiligt war. Auch über das Wie des Freiflächenschutzes müsse man erst noch nachdenken: „Welches politische Instrument das leisten kann, darüber muss man jetzt reden.“

Das sieht offenbar auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt so, die am Montag zwar nicht einschätzen mochte, für wie realistisch sie die Kampagnenziele hält. Aber reden möchte man: Am heutigen Dienstag lädt der BUND zur Diskussion mit Umweltsenator Andreas Geisel (SPD) ins Theater am Aufbau Haus am Moritzplatz. Anna Klöpper