SVEN HANSEN ÜBER NORKOREAS ERFOLGREICHEN RAKETENTEST
: Ein Feuerwerk der Freude

Nordkoreas Raketentest macht die Welt nicht sicherer. Für das nordkoreanische Regime hingegen war der Test am Dienstagmorgen ein voller Erfolg. Nach vier Fehlschlägen ist es Pjöngjang gelungen, eine Rakete in den Orbit zu schießen.

Nordkoreas Drohungen mit Atomwaffen sind jetzt glaubwürdiger, von den USA darf man sich ernster genommen fühlen. In der Logik eines Regimes, das sich von Feinden umgeben sieht, ist dies nicht nur eine wichtige Selbstvergewisserung: Eine glaubwürdige Abschreckung ist einer der wenigen Trümpfe, die es überhaupt hat. Alles andere als eine Weiterentwicklung des Raketenprogramms wäre eine große Überraschung gewesen. Auch das Timing folgte einem bekannten Muster: Immer dann, wenn Washington mit anderen Krisenherden (Syrien) beschäftigt ist und nordkoreanische Provokationen nicht gebrauchen kann, versteht das dortige Regime es, sich und seine potenzielle Gefährlichkeit in Erinnerung zu rufen. Der Erfolg des Tests macht zudem noch kräftig Werbung bei denjenigen autoritären Regimen, die sich zum Zweck des Selbsterhalts für nordkoreanische Raketen interessieren. Diese sind schließlich eine der wenigen Exportprodukte Nordkoreas.

Der Raketentest dürfte in Japan und Südkorea, wo diese und nächste Woche Wahlen anstehen, rechte Hardlinder stärken. Für Pjöngjang ist das aber nur auf den ersten Blick nachteilig. Denn das Regime kann mit Konfrontation und Isolation wesentlich besser umgehen als mit Entspannungspolitik.

Damit ist die Rakete Kim Jong Uns erster großer Erfolg. Der knapp 30-jährige Diktator ist erst ein knappes Jahr im Amt. Die Rakete konsolidiert seine Macht. Zugleich signalisiert sie, dass sich in Nordkoreas Politik nichts Grundlegendes geändert hat. Das ist die traurige Botschaft des Feuerwerks.

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