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Posse Die einstige Doperin Kristin Otto empört sich im ZDF als Moderatorin über die Doperin Julia Jefimowa

Auch heute wird Kristin Otto wieder sehr ernst in die Kamera schauen, durch ihre sehr groß geratenen Brillengläser – wie sie einst Nachrichtensprecherinnen der „Aktuellen Kamera“ in der DDR trugen. Und mit deren Ernsthaftigkeit wird sie wieder über Doping im Schwimmsport sprechen. Das Thema bleibt ja derzeit nicht aus, wenn man über die Wettbewerbe im Aquatic Center von Rio berichtet.

„Eine schwierige und unschöne“ Dopingsituation konstatierte sie dieser Tage. Und sie empörte sich über die Russin Julia Jefimowa, die nach abgesessener Dopingsperre einfach so wieder an den Start geht. „Unglaubliche Geschichte. Armutszeugnis des Schwimmverbands Fina“, wetterte Otto. Schlimme Sache!

Dass die sechsmalige DDR-Olympiasiegerin von Seoul (1988) selbst gedopt hat, ist vor Gericht schon um die Jahrtausendwende nachgewiesen worden. Bei den Europameisterschaften 1989 in Bonn etwa überstieg der Testosteronwert von Otto den Normalwert um das Dreifache.

Seitdem alle wissen, wie die Leistungen der gebürtigen Leipzigerin zustande kamen, sieht sich das ZDF regelmäßig massiver Kritik ausgesetzt, warum man der einstigen Manipulateurin auch noch ausgerechnet die Schwimmberichterstattung anvertraut hat. Der Sender beruft sich in seiner Nibelungentreue auf eine Erklärung von Otto, im Unterschied zu vielen ihrer Kolleginnen von all den Machenschaften nichts gewusst zu haben und die Mittel nicht wissentlich zu sich genommen zu haben.

Beim ZDF glaubt man bis heute an die Arglosigkeit seiner Angestellten und bislang erfolgreichsten deutschen Schwimmerin. Viel guten Willen braucht es dazu. Dass sich der Sender jeglicher Glaubwürdigkeit beraubt, wenn ausgerechnet Kristin Otto nun die Beiträge über die dreisten Betrugsversuche im Schwimmsport anmoderiert, scheint bislang noch niemandem aufgefallen zu sein.

Im Grunde ist das so, als würde man den Steuerbetrüger Uli Hoeneß als Moderator einer TV-Ratgebersendung für Steuerspartipps einstellen.

Johannes Kopp