Feuer zum Wohle des Waldes

Weil Öl- und Gaspreise steigen, heizen immer mehr Haushalte mit Holz. In der Folge steigen auch die Scheitholzpreise. Ein Zeichen schwindender Reserven? Förster und BUND verneinen vehement. Holzwärme schade dem Wald nicht

VON JOHANNES SCHNEIDER

6,8 Milliarden Euro Mehrkosten in ganz Deutschland, etwa 176 Euro je Haushalt – die Öl- und Gaspreise sind im letzten Jahr massiv gestiegen. Eine Folge davon ist die steigende Nachfrage nach Kaminholz. Nun gibt es erste Versorgungsengpässe, die Scheitholzpreise im Sauerland schnellen von 30 auf 40 Euro je Raummeter. Die bangen Fragen lauten daher: Wie lange liefert der normale Mischwald genügend Holz für die wachsende Nachfrage? Und wann entstehen im Sauerland die ersten „Energieholzplantagen“?

„Aufgrund dieser Möglichkeit müssen wir auch nachwachsende Rohstoffe genau unter die Lupe nehmen“, sagt Dirk Jansen vom BUND-NRW. Die Bildung von Monokulturen wie beim Raps sei für Naturschützer alles andere als erstrebenswert. Holzheizungen seien zwar deutlich weniger emissionsintensiv als das Verfeuern fossiler Brennstoffe, damit „sowohl ökonomisch als auch ökologisch an sich vorteilhaft“, sagt Jansen. Doch auch hier müsse die Frage gestellt werden, was genau da hineingesteckt werde.

Momentan sieht Jansen allerdings keinen Grund zur Sorge: „Es ist nicht so, dass da die 200-jährige Eiche oder irgendwelches Plantagenholz durchgeschreddert werden.“ Und der ganz normale Mischwald sei nun einmal eine natürliche Ressource, die der Nutzung zur Verfügung stehe. Solange die Durchforstung planvoll geschehe und Nationalparks wie der „Nationalpark Eifel“ von der Forstwirtschaft verschont blieben, könne der BUND das Heizen mit Holz nur empfehlen. Das einzige Problem an Kaminöfen sei, dass schwarze Schafe hier auch Müll verfeuern würden. „Da müssen die Schornsteinfeger verstärkt drauf achten“, sagt Jansen.

Auch Adalbert Koch vom Forstamt Schmallenberg im Sauerland glaubt an eine weitere Verbreitung der Holzheizung, ohne dass die Wälder unter ihr zu leiden haben: „Wir können momentan nur 60% des jährlichen Zuwachses an Biomasse nutzen“, sagt Koch. Und die Verwendung von Holz als Heizmaterial geschehe sowieso eher am Rande. „Holzheizungen verfeuern die Abfallprodukte von Sägewerken und Möbelindustrie.“ Hauptabfallprodukt seien Sägespäne. Die könnten dann zu Hackschnitzeln oder Holzpellets verarbeitet werden. Damit ließen sich ein Großteil der modernen Holzheizungen befeuern.

Doch nun ist auch eine neue Generation der Kachel- und Kaminöfen auf dem Vormarsch. Die werden mit Scheitholz befeuert – und das ist eher selten Abfallprodukt von Sägewerken. Aber auch hier sieht Koch kein Problem: „Bei Rodungen ist es ökologisch eh sinnvoller, die Stämme aus der Fläche zu nehmen und nur Äste, Blätter und Nadeln dort zu belassen.“ So entziehe man dem Wald am wenigsten Nährstoffe.

Neben der ökologischen hat Adalbert Koch aber auch eine ökonomische Motivation: Man wolle den Holzbestand möglichst bis zur Zuwachsgrenze ausreizen. Weiter will er allerdings nicht gehen. Denn dann werde das Prinzip der Nachhaltigkeit in Frage gestellt. Doch auch Koch weiß: „Bei noch größerer Nachfrage könnten Rufe nach Energieholzplantagen laut werden, für einen möglichst hohen Biomasseausstoss in einem möglichst geringen Zeitraum.“ Versuche, die in diese Richtung gingen, gebe es bereits im Kreis Warendorf.

Koch glaubt aber nicht, dass es im Sauerland in näherer Zukunft zu solcher Intensiv-Forstwirtschaft, das heißt zum Einsatz von Düngemitteln und zur Ausbeutung der Böden, kommen wird. „Zur Verbrennung werden bisher ja eh nur die schwächeren Sortimente verwendet und da gibt es reichlich Reserven.“ Das Problem sei vielmehr – und damit erkläre sich auch der steigende Preis – diese Sortimente verfügbar zu machen: „Wir haben hier im Sauerland überwiegend kleine Privatwälder.“ Und der sei traditionell schwer zu akquirieren. Wenn man das Holz dann einmal habe, müsse es gelagert werden, und dafür fehlten momentan noch Kapazitäten. Und damit es dann Brennholz werde, müsse es lange lagern – mindestens zwei Jahre. „Das ist unser derzeitiges Problem: Wir haben nicht zu wenig Holz, wir haben zu wenig abgelagertes Holz.“ Man sei von der positiven Entwicklung überfahren worden. Für die Zukunft könne man sich aber darauf einstellen, mit einer intensiveren Nutzung des Waldes. Koch: „Durchforstung ist Pflege. Und Pflege meint ökologischen Nutzen.“