Bambi geht nach Israel

Nicht bloß quietschbunte Elektro-Pop-Niedlichkeit mit herzigem Rehkitz-Cover: „EPO-555“ aus Kopenhagen spielen am Donnerstag in der Tanzhalle St. Pauli

Dahingestellt sei, ob die gleichzeitige Beherrschung von krachigem Gitarrenrock und elektronischen Tasteninstrumenten bereits wieder das Ausrufen einer ganz neuen Art von Crossover rechtfertigt. Zu Vertretern, ach was, Bannerträgern eines ebensolchen nämlich wurde, noch nicht allzu lange ist es her, die Kopenhagener Band EPO-555 erklärt, die jetzt in Hamburg zu Gast ist.

In der Tat: Das Quartett weiß um die Vorzüge unterschiedlicher, wenn auch nicht eben entgegengesetzter Welten. Anfangs hätten sie ja „Cowboy-Elektronik“ machen wollen, erzählte Sänger und Gitarrist Max Hansen dem Magazin Uncle Sally‘s, aber heraus gekommen ist da ein mit Analog-elektronischem versetzter, zuweilen knallbunter Indie-Pop.

Ohne allzu verbindlich werden zu wollen: New Order klingen da an, auch die Hamburger Stella oder – und damit können sich die Kopenhagener vielleicht am ehesten anfreunden – The Notwist, Oberbayerns einflussreichster Export nach Andechser Milch- und Brauereiprodukten. Bei aller Affinität zum Niedlichen – siehe etwa ihre PR-Fotos, auf denen ein Rehkitz zum tragenden Personal gehörte – doppeln sie es nicht nochmal inhaltlich, sondern versuchen sich gar im verminten Terrain politisch ambitionierter, gleichwohl nicht plakativer Texte: So geht es in „Le Beats On Fire“ dann schon mal um den Staat Israel, um den sich Hansen im Interview sorgt: „Wir wollen Verständnis zeigen für jemanden, dessen Handlungen nicht einfach nachzuvollziehen sind.“

Fred Schneider, mit den B-52‘s selbst eine Instanz für knallbunte Pseudonaivität, gefiel das alles – wir sehen es uns an. aldi

Do, 13. 10., 21 Uhr, Tanzhalle St. Pauli