Ex-DVU-Kandidatin leitet Flüchtlingsheim

Asyl In einer Unterkunft in Hellersdorf häufen sich seit einem Leiterinnenwechsel die Beschwerden. Nun fordern Grüne und ein Verein die Ablösung des schon länger umstrittenen Heimbetreibers

Die Grünen und der Verein „Hellersdorf hilft“ fordern einen Betreiberwechsel für das Flüchtlingsheim in der Carola-Neher-Straße in Hellersdorf. Der Grund: Unter der Leiterin Peggy M. würden dort „unhaltbare Zustände“ herrschen. Bewohner würden sich vor ihr und ihren Mitarbeitern fürchten.

Nach Medieninformationen dürfte Peggy M., eine gelernte Kosmetikerin, auch aus politischen Gründen ungeeignet sein für ihre Arbeit: 2008 und 2009 hatte sie – letztlich erfolglos – für die rechte DVU bei den Kommunal- und Landtagswahlen in Brandenburg kandidiert, wie die Bild-Zeitung am Wochenende berichtete. Die DVU saß von 1999 bis 2009 in Potsdam im Landtag.

Seit Januar ist M. Heimleiterin in der Carola-Neher-Straße, in jenem Heim, das rund um die Eröffnung vor drei Jahren von Nazis attackiert wurde. Sie ist auch Prokuristin des umstrittenen Heimbetreibers PeWoBe, hat also eine zentrale Führungsaufgabe in dem umstrittenen Unternehmen inne.

„Hellersdorf hilft“ hatte mit der früheren Heimleiterin Carola Wohlrabe gut im Interesse der Bewohner zusammengearbeitet. Doch das hat sich unter der Regie von M. geändert, berichtet Mitglied Luisa Seydel. Der Verein unterhält nur wenige Meter vom Heim entfernt eine Begegnungsstätte für Flüchtlinge. Seydel weiter: „Sämtliche seit Jahren engagierten MitarbeitInnen und SozialarbeiterInnen mit viel Erfahrung und großer Fremdsprachenkompetenz mussten gehen oder konnten dem Druck nicht mehr standhalten.“

Der Ton der neuen Mitarbeiter gegenüber den Flüchtlingen sei schroff und aggressiv. Viele verzweifelte Bewohner, sogar Kinder, hätten sich darum um Hilfe an den für sein Engagement mehrfach ausgezeichneten Verein gewandt. Luisa Seydel: „Wir haben Kenntnis, dass der Träger SozialarbeiterInnen untersagt hat, eine Bewohnerin in ein Frauenhaus zu vermitteln und ärztliche Hilfe anzufordern. Darin sehen wir unterlassene Hilfeleistung.“ Das WLAN habe die neue Leiterin bereits an ihrem ersten Arbeitstag abgestellt.

Heimbetreiber PeWoBe gab am Sonntag keine Stellungnahme zu den Vorwürfen ab, kündigte diese aber für den Montag an. Das Unternehmen steht seit Jahren in der Kritik. Vorgeworfen wurden ihm unter anderem unredliche Absprachen bei der Erteilung von Aufträgen durch das Land Berlin, Abrechnungsbetrug, Arbeit mit unqualifiziertem Personal, Nichterbringung von vertraglich vereinbarten Leistungen bei der Betreuung der Bewohner und Verstöße gegen den Datenschutz. Das Unternehmen hat die Vorwürfe teilweise zurückgewiesen.

Betreiber unter Druck

Dieses Jahr hat Berlin den Vertrag mit der PeWoBe für das Heim am Rohrdamm gekündigt.Genau das soll das Land auch für das Heim in Hellersdorf tun, fordern die Grünen-Abgeordneten Canan Bayram und Stefan Ziller. „Die PeWoBe muss die Frage beantworten, warum eine Kosmetikerin mit DVU-Vergangenheit eine Leitungsfunktion im Flüchtlingsbereich bekommt“, sagt Bayram. Das Land „muss wegen der zahlreichen Vertragsverstöße der PeWoBe hart durchgreifen und den Vertrag beenden. Denn ich sehe nicht, dass wir mit der PeWoBe in Hellersdorf wieder auf einen grünen Zweig kommen“, so Ziller.

Vorsichtiger äußert sich die linke Hellersdorfer Abgeordnete Regina Kittler: „Wir werden Veränderungen einfordern. Eine Frau mit DVU-Vergangenheit ist weder als Heimleiterin noch als Prokuristin eines sozialen Unternehmens tragbar.“ Würde das Land jetzt nicht handeln, so Kittler „erinnere ich an den 18. September. Da ist ja irgendwas, was eine Änderung einleiten könnte.“ Marina Mai