: „Das ist eine hohe Zahl“
Volksentscheid-Volksentscheid Die erste Hürde des Volksentscheids für die künftige Vereinfachung von Volksentscheiden ist genommen. Nun brauchen die InitiatorInnen eine halbe Million Unterschriften
Die Initiative „Volksentscheid retten“ fordert, dass Volksentscheide verbindlicher werden. So sollen Bürger eine Abstimmung herbeiführen können, wenn das Parlament ein per Volksentscheid verabschiedetes Gesetz ändern will. Auch sollen Volksentscheide grundsätzlich an Wahltagen stattfinden und das Zustimmungsquorum gesenkt werden.
Seit die Senatsinnenverwaltung vergangene Woche mehr als 50.000 der Unterstützerunterschriften für gültig erklärt hat, geht die Initiative in die zweite Runde: Mit 500.000 Unterschriften kann der Meta-Volksentscheid 2017 zur Bundestagswahl stattfinden. (taz)
taz: Frau Meyer, die erste Etappe Ihres Volksentscheids ist geschafft. Die Senatsverwaltung für Inneres hat 58.320 gültige Unterschriften für die Initiative „Volksentscheid retten“ bestätigt. Im zweiten Schritt müssen nun innerhalb von vier Monaten 500.000 Unterschriften gesammelt werden. Halten Sie das für realisierbar?
Kerstin Meyer: Das ist eine hohe Zahl. Genau deshalb sieht unser Gesetzentwurf vor, dass die Zustimmungsquoren für Volksentscheide gesenkt werden. Aber wir sind optimistisch: Die Berliner haben in letzter Zeit viele Erfahrungen mit Volksentscheiden gemacht, und das Thema ist präsenter als je zuvor.
Es geht aber um nichts weniger als um die Änderung der Landesverfassung.
In der Landesverfassung steht in Artikel 3, dass die Gesetzgebung sowohl durch Volksentscheide wie auch durch die Volksvertretung, also das Abgeordenetenhaus, erfolgt. Das Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes, das durch Volksentscheid zustande gekommen ist, wurde noch in derselben Legislaturperiode vom Abgeordnetenhaus geändert. Deswegen enthält unser Gesetzesentwurf verfassungsmäßige Regelungen, die bewirken, dass durch Volksentscheid zustande gekommene Gesetze verbindlich sind.
Wie sehen Ihre konkreten Pläne aus?
Wir erwarten die Stellungnahme des Senats vor der Abgeordnetenhauswahl. Das Landesparlament hat dann vier Monate Zeit, sich mit dem Gesetzentwurf zu befassen. Wir gehen aber nicht davon aus, dass dieser angenommen wird. Dann wird ab Februar 2017 die Unterschriftensammlung für das Volksbegehren starten. Als Termin für den Volksentscheid streben wir die Bundestagswahl im September 2017 an, damit die erforderliche Zustimmung erreicht werden kann. Wir sind jetzt dabei, die notwendigen organisatorischen Strukturen für die Unterschriftensammlung zu entwickeln.
Wie machen Sie die BürgerInnen auf sich aufmerksam?
Information ist das Wichtigste. Um Bürger zu mobilisieren und zu informieren, wollen wir vor allem viele Informationsveranstaltungen in den Bezirken durchführen. Regelmäßig finden wöchentliche Treffen statt, bei denen sich rund 30 aktive Helfer engagieren. Insgesamt haben sich natürlich viel mehr Menschen an der Unterschriftensammlung beteiligt. Sonst hätten wir nie 70.000 Unterschriften einreichen können. Wenn wir aber 500.000 Unterschriften in vier Monaten bekommen wollen, muss sich die Zahl der freiwilligen Helfer verzehnfachen.
Jahrgang 1969, ist Mitstreiterin der Initiative "Volksentscheid retten". Sie engagierte sich auch schon für die Kampagne "100% Tempelhofer Feld".
Was passiert, wenn nicht genügend Unterschriften gesammelt werden können?
Wenn das Volksbegehren nicht erfolgreich ist, wird der Volksentscheid nicht stattfinden.
INTERVIEW Viola Blomberg
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