Huthis demonstrierenfür ihren Regierungsrat

JEMEN Hunderttausende gehen in Sanaa aufdie Straße. Die USA ziehen Militärberater ab

Vier Fünftel der Bevölkerung sindauf Hilfe angewiesen

SANAA dpa/afp | Hunderttausende Menschen haben am Samstag in Jemens Hauptstadt Sanaa für einen von den aufständischen Huthi-Rebellen gebildeten Regierungsrat demonstriert. Sie schwenkten jemenitische Fahnen und riefen Parolen zur Unterstützung des zehnköpfigen Gremiums, das von den Huthis vergangenen Monat eingesetzt worden war.

Ihr Vorsitzender, Saleh al-Samad, sagte vor der Menschenmenge, der Rat werde in den „nächsten paar Tagen“ über eine neue Regierung bestimmen. Dies würde die Aussichten auf ein Ende der Gewalt in dem Bürgerkriegsland weiter eintrüben, denn die international anerkannte Regierung und die UNO, die im Jemen vermittelt, lehnen den Regierungsrat der Huthis ab. Die Rebellen beherrschen weite Teile im Norden des Jemens, wo vor allem Schiiten leben.

Die Demonstration am Samstag soll die größte Menschenansammlung seit Jahren in Sanaa gewesen sein. Die Teilnehmer protestierten auch gegen die Luftangriffe der saudisch geführten arabischen Militärkoalition, die die international anerkannte Regierung des Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi unterstützt und Stellungen der Huthis seit März 2015 bombardiert. Bei den Angriffen, die auch Hochzeitsgesellschaften und Krankenhäuser trafen, wurden viele Zivilisten getötet.

Die Huthis hatten im September 2014 die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht. Die seit dem 21. April andauernden Friedensgespräche haben bislang nicht zum Erfolg geführt. Nach Angaben der UNO sind vier Fünftel der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Unterdessen wurde bekannt, dass die US-Armee die Zahl ihrer Militärberater im Jemen verringert hat. Der Sprecher der fünften US-Flotte in Bahrain, Ian McConnaughey, sagte am Samstag, aus Rücksicht auf die personellen Ressourcen der US-Marine sei die Zahl der Berater im Juni auf fünf gegenüber zuvor 45 reduziert worden. Die US-Marine liefere Saudi-Arabien unter anderem „Bilder, mittels derer sie die Lage vor Ort besser einschätzen“ könnten.

Der Jemen-Konflikt dürfte das beherrschende Thema sein, wenn US-Außenminister John Kerry am Mittwoch und Donnerstag Saudi-Arabien besucht. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte Kerry auf, bei seinen Gesprächen die Frage der Luftangriffe und die hohe Zahl der getöteten Zivilisten aufzuwerfen. Ein Pentagon-Sprecher erklärte, die USA hätten ihre saudi-arabischen Verbündeten stets darauf hingewiesen, dass bei den Militäraktionen gegen die Huthi-Rebellen im Jemen „zivile Verluste verringert“ werden müssten. Außerdem habe Washington die Notwendigkeit betont, die Friedensgespräche wieder aufzunehmen.