LeserInnenbriefe
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Gellendes Pfeifkonzert

betr.: „Ehrliches Gebrüll“, taz vom 17. 8. 2016

Gestern kam es beim Stabhochsprung-Finale im Berliner Olympiastadion zu Szenen, die vom internationalen Publikum unterschiedlich aufgenommen wurden: Der deutsche Höhenflieger Raphael Holzdeppe hatte die 6,01 m überquert, sein französischer Dauerrivale Lavillenie diese Höhe zweimal gerissen. Nun ließ er 6,08 auflegen, um den Deutschen doch noch zu besiegen. Ein gellendes Pfeifkonzert und laute Buhrufe des deutschen Publikums sollten den Franzosen bei der Konzentration auf den entscheidenden Sprung stören. Er bat mit Gesten um Ruhe – vergebens. Das Störkonzert hielt an. Lavillenie lief an – und riss die Latte. Der Deutsche war Europameister.

Hatten die Krachmacher unfair gehandelt, wie ausländische Zuschauer und Journalisten meinten? Nein, sie hatten ihren Wunsch, den Landsmann siegen zu sehen, nur nicht verheimlicht, sondern aus tiefstem Herzen gebuht und gepfiffen.

Das jedenfalls wäre die Sicht von David Joram, der in der taz in seinem Bericht über das olympische Stabhochsprungfinale entsprechende Aktionen der brasilianischen Zuschauer gegen den französischen Konkurrenten ihres Landsmanns nicht unfair, sondern ehrlich fand. Ob ein solcher Kommentar zu einem solchen Ereignis in der taz gestanden hätte? Horst Linder, Berlin

Ehrlich unfair

betr.: „Ehrliches Gebrüll“, taz vom 17. 8. 2016

Was für eine sportliche Einstellung! Ein Publikum zu loben, das ehrlich unfair ist. Jetzt weiß ich, warum ich Olympia schon lange nichts mehr abgewinnen kann. Regine Bayer, Bayreuth

„Vergessen“ wie Nirvana

betr.: „Blut und Bärte“, taz vom 18. 8. 2016

In welcher popmusikalischen Welt lebt denn Julian Weber? Prägende Bands des neuen Jahrtausends (The Strokes, The Libertines) als „Eintagsfliegen“ zu bezeichnen, fällt wohl bestenfalls unter Polemik. Sie sind jedenfalls heute so „weitgehend vergessen“ wie, sagen wir, Nirvana, Led Zeppelin oder Little Richard.

Moritz Baßler, Münster

Rücktrittsgründe

betr.: „Zu viel Wein für die Begabte“, taz vom 15. 8. 2016

0,2 Promille reichen zum Rücktritt einer schwedischen Ministerin? Da ist man bei uns, zum Beispiel von der CSU, aber anderes gewöhnt. Aber wenn wir uns schon über schwedische Rücktrittsgründe das Maul zerreißen, sollten wir auch Jimmie Åkesson, Chef der rechten „Schwedendemokraten“, erwähnen, der bei Onlinespielen schon Hunderttausende Kronen verdaddelt hat. Ernst Soldan, Norderstedt

Mehrklassensystem bei Bio

betr.: „Ein Verrat an der Biobranche“, taz vom 15. 8. 2016

Beim Bio-Egoisten im Verbraucherspektrum muss es sich nicht zwingend zugleich auch um persönliche Egoisten handeln: Menschen mit niedrigem Einkommen, die sich mit vergleichsweise preiswerten Bioprodukten aus dem konventionellen Handel gesund ernähren, leisten auf diese Weise einen wichtigen Beitrag für den Erhalt ihrer gesellschaftlich wertvollen Arbeitskraft.

Das laut taz-Artikel weiterhin angestrebte Ziel „Bio für alle“ ist noch lange nicht Realität: Wer staatliche Grundsicherungsleistungen bezieht – auch als „Aufstocker“ –, kann sich den Kauf von Bioprodukten auch im konventionellen Handel selten finanziell erlauben. Dazu gibt es schon lange völlig unabhängig vom Verkaufsort ein qualitativ-preisliches Mehrklassensystem bei den Bioprodukten in Form der verschiedenen Biosiegel: Das EU-Siegel ist im Vergleich zu den Siegeln von Bioland und Demeter in der Qualitätshierarchie weiter unten angesiedelt, weshalb die Produkte meistens preisgünstiger zu haben sind. Bioland- und Demeter-Produkte meist teurer. Elgin Fischbach, Leimen