Strand ohne Satan

Ans Meer Vor mehr als 200 Jahren begann der Bädertourismus im Norden. Die zentralen Themen der heutigen Urlauber sind Umwelt und Gesundheit

Noch im 18. Jahrhundert galt das Meer vielen Menschen im Binnenland als Reich des Satans, sturmgepeitscht und bevölkert von gruseligen Ungeheuern. „Die Küste als Urlaubsgebiet war anders als die Berge ein weißer Fleck“, sagt der Leiter des Bademuseums auf der ostfriesischen Nordsee-Insel Norderney, Stadtarchivar Manfred Bätje. Und wer seinen Fuß trotzdem ins Wasser setzte, „stieg in etwas Ungewisses“. Das änderte sich erst, als die britische Aristokratie die Heilkraft des Salzwassers entdeckte. Heute boomt der Tourismus in den Bädern an Nord- und Ostsee. Und wieder spielt die Gesundheit eine zentrale Rolle.

Erst 1793 entstand das erste deutsche Seebad an der Ostsee in Heiligendamm. Vier Jahre später folgte die Genehmigung für Norderney, dem ersten deutschen Nordseebad. „In der ersten Badesaison im Juli und August 1800 gab es hier 250 Gäste, heute sind es jährlich 530.000 Kurgäste und 230.000 Tagesausflügler“, zählt Bätje auf.

Doch die Anreise blieb lange schwierig. So dauerte eine Fahrt auf holprigen Wegen mit der Postkutsche von Hamburg bis Aurich 30 Stunden. Die „Schnell-Droschke“ von Bremen aus in die ostfriesische Stadt Norden war immerhin noch 16 Stunden unterwegs – inklusive sechsmaligem Wechsel der Pferde. „Komfortabel war das nicht“, sagt Bätje. Erst das Aufkommen der „Bäderdampfer“, die von Bremen und Hamburg aus die Inseln ansteuerten, und der Ausbau der Eisenbahn vereinfachten die Sache.

Heute boomt der Bädertourismus. An Nord- und Ostsee zählten die Touristiker im vergangenen Jahr mehr als fünf Millionen Gäste. Wobei neben dem Naturraum Wattenmeer die Gesundheit wieder ein zentrales Thema ist: Meeresluft, Meerwasser, Meersalz, dazu Algen und Schlick, die für kosmetische und therapeutische Thalasso-Anwendungen eingesetzt werden. „Das ist wie in den Anfängen“, meint Bätje. „Die frische, salzige Seeluft und das gesunde Reizklima sind neben Spaß und Kultur das Rückgrat des Bäder-Tourismus.“ (epd)