Flüchtlinge gegen Geld

Länder-tausch

Als das Dorf im „Levo-Park“ in Bad Segeberg geplant wurde, schien der Platz knapp bemessen: 1.500 Flüchtlinge sollten dort unterkommen – ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts Tausender Menschen, die täglich im Norden ankamen. Das ist ein Jahr her, eine gefühlte Ewigkeit. Heute ist das Land Schleswig-Holstein, Bauherr der Anlage, froh über eine Abmachung mit der Hansestadt Hamburg, die Flüchtlinge in die Kleinstadt schickt.

Die ersten etwa 70 zogen jetzt ein, Woche für Woche soll aufgestockt werden – maximal 600 Menschen werden am Ende wohl in den weißen Containern untergebracht. „Ein tolles Beispiel für Hilfsbereitschaft“, freute sich Manuela Söller-Winkler, Staatssekretärin im Kieler Innenministerium.

Damit meinte sie allerdings nicht die Lage in Bad Segeberg, wo es im Vorfeld Bedenken wegen der engen Bebauung des 30 Hektar großen Geländes gab. Sondern die Bereitschaft der Bundesländer, Flüchtlinge gegen Geld zu tauschen: Eine „Gewinner-Situation für beide Seiten“ sei der auf zwei Jahre geschlossene Vertrag, sagte Söller-Winkler. Denn ohne die Zahlungen aus der Stadt würde das Land allein die Kosten der Unterkunft tragen müssen. Wie viel Hamburg zahlt, darüber schweigen Söller-Winkler und ihr Hamburger Amtskollege Bernd Krösser.

Bis 2008 nutzte die Bundeswehr die Lettow-Vorbeck-Kaserne. Danach übernahm die Investorenfamilie Wachholtz, die an der „innovativen Adresse“ zwischen Bundesstraße und Autobahn einen Gewerbepark plante. Da es kaum Interessenten gab, wurde Anfang 2015 über ein Wohngebiet mit 75 Baugrundstücken nachgedacht. Kurz danach kam die Anfrage des Landes, das im Sommer in mehreren ehemalige Kasernen des Landes Erstunterkünfte für Flüchtlinge errichtete.

Da aktuell weniger Menschen unterzubringen sind, werden sich die Flüchtlinge zu zweit statt zu viert einen Container teilen. In der Erstaufnahme bleiben Asylsuchende aus Syrien, Afghanistan und anderen Länden etwa sechs Monate, dann geht es zurück nach Hamburg, wo sie dauerhafte Wohnungen erhalten sollen. Est