Die Zukunft der Cuvry-Brache

Pläne Zwei Jahre nach der Räumung ist auf der Brache noch nichts passiert. Im November läuft die Genehmigung aus, dann will der Senat bauen

Diesmal will der Senat alles richtig machen. Doch dieser Brache wurde schon viel versprochen

Es war nicht unbedingt ein anmutiges Bild, das die Cuvry-Brache bis vor knapp zwei Jahren abgab. Wie ein Campingplatz nach einer Woche Festival standen Zelte kreuz und quer auf dem Gelände verteilt, dazwischen allerlei Unrat. Einige der Überlebenskünstler, Aussteiger und Obdachlose wohnten in Holzverschlägen und Wellblechhütten. Doch mit den behangenen Wäscheleinen und den bunt besprayten Sofas direkt an der Spree, bot das Gelände Leben. Eine Utopie für einige, ein Wohnort für bis zu 100 Menschen.

Seit eine Hundertschaft Polizisten das Areal im September 2014 räumte, bietet die Cuvry nur noch eines: Tristesse. Ein massiver Metallzaun umgibt die Brache, ein Sicherheitsdienst ist dafür verantwortlich, dass es nicht zu Neubesetzungen kommt. Der Großteil des Zauns ist mit Werbeplakaten verdeckt, doch Richtung Spree ist der Blick auf die Brache möglich: An den Rändern der Sandfläche wuchern Gras und Sträucher. Ein paar abgestellte Container und Holzpaletten, weiße und blaue Müllsäcke, mehr nicht. An den angrenzenden Brandmauern, die einst zwei riesige Wandbilder des Graffitikünstlers Blu schmückten, sind nur noch übermalte schwarze Flächen geblieben. Der Maler selbst protestierte damit gegen ein durchgentrifiziertes Kreuzberg, für das er nicht die hippe Hintergrundkulisse bieten wollte.

Die Bebauungspläne für das Areal, die nach der Räumung in die Tat umgesetzt werden sollten, waren im März geplatzt. Unter dem Namen Cuvryhöfe wollte der Münchener Investor Artur Süßkind 250 Luxuswohnungen, Büros und Läden errichten. Doch die Senatsvorgaben, 25 Prozent Sozialwohnungen, einen Kindergarten und einen Uferweg zu errichten, waren Süßkind zu viel. Damit war auch der dritte Bauplan für das Gelände seit den 1990er Jahren Geschichte. Plan Nummer vier sieht eine rein gewerbliche Nutzung des 11.000 Quadratmeter großen Grundstücks vor – mit Hotel, Lofts, Gastronomie und Einzelhandel.

Doch auch daraus wird wohl nichts. Von Bauarbeitern fehlt jede Spur, und am 6. November läuft die Baugenehmigung aus, wie es aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung heißt. Verlängert wird sie nicht. Stattdessen werde längst an einem Plan B gearbeitet. Diesmal will der Senat wohl alles richtig machen. „Wir wollen vor allem Wohnungen – auch zu bezahlbaren Preisen – dort sichern“, so die Pressesprecherin aus dem Hause von Senator Andreas Geisel. Vorbereitet werde zudem eine „frühzeitige Beteiligung der Bürger“. Aber das muss nicht viel heißen, denn die Cuvry hat schon viele Versprechen gehört. Erik Peter