WIE Mit DER ANGST VOR ANSCHLÄGEn GESPIELT werden kann: Geschmacklose Aktion
An einer Straßenbahnhaltestelle auf dem Schweriner Marienplatz hat David Bühring vom Dachverband „Deutschland wehrt sich“ Anfang August mit der Angst der Menschen vor einem Bombenanschlag gespielt. Und sitzt dafür seit vergangenem Freitag in Untersuchungshaft.
Mit einem Palästinensertuch auf dem Kopf und in einen weißen Umhang gehüllt stand er an der Haltestelle, warf einen Rucksack in Richtung einer Gruppe Jugendlicher und rannte weg. Er soll dabei die Worte „Allah hu akbar“ gerufen haben – Gott ist groß.
Schon länger inszeniert sich Bühring als Mahner vor der vermeintlichen Islamisierung des Abendlandes. Er initiierte unter anderem den Dachverband „Deutschland wehrt sich“ mit, der der NPD nahe steht. Und er organisierte in Schwerin und Wismar in Anlehnung an Pegida etliche Aufmärsche.
Der Vorfall mit dem Rücksack ereignete sich bereits am 1. August – kurz nach den Anschlägen in Deutschland und Paris. Die Staatsanwaltschaft Schwerin erließ gegen Bühring Haftbefehl wegen des Verdachts der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung einer Straftat und wegen Volksverhetzung. Sie hält dem 34-Jährigen zudem vor, eine Stunde vorher an einer anderen Straßenbahnhaltestelle bereits einen Rucksack in eine wartende Menge geworfen und den Eindruck eines Bombenanschlages vermittelt zu haben.
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Mitglieder der Gruppe um Bührings Verband filmten die beiden Rucksack-Aktionen von der jeweils anderen Straßenseite aus und stellten diese Aufgzeichnungen anschließend ins Netz. Bisher kursieren vier Videos von der Aktion selbst. Ein weiteres dokumentiert, wie Bühring und seine Mitstreiter die Straßenseite wechseln, um dort die Jugendlichen anzugehen, die sie zuvor mit dem Rucksack erschreckt hatten. Auf Facebook erklärte Bühring dann, seine Aktion sei eine Performance und eine kleine Satire zum Thema Burka-Verbot in Deutschland.
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