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Einblick(634)

Ato Malinda, Visuelle Künstlerin

Foto: Sarka Krvinka

Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Im Sommer 2013 hatte ich eine kreative Begegnung im KW, die ich nie vergessen werde: Kader Attias Ausstellung „REPAIR. 5 Acts“. Akt 2 benutzte Archivmaterial afrikanischer Soldaten, rekrutiert von den ehemaligen Kolonialmächten Frankreich, Großbritannien und Belgien. Im nächsten Raum waren Metallregale mit Bildern aus dem Zweiten Weltkrieg befüllt, daneben Bilder afrikanischer Tribes und unkonventionelle Gesichter auf Holz- und Marmorbüsten. Es ist unklar, wie diese Gesichter ihre Form bekamen, wichtiger war ihr Bezug zu Konzepten von Schönheit und Unvollkommenheit in Europa und Afrika.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?

Das Vögelchen in der Eisenbahnstraße hat einen sehr entspannten Vibe.

Welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?

„Annie John“ von Jamaica Kincaid wurde mir sehr ans Herz gelegt. Ich habe es gerade erst begonnen, aber der Schreibstil gefällt mir jetzt schon und ich freue mich auf die Beschreibungen gleichgeschlechtlicher Verliebtheiten in der Kindheit!

Was ist dein nächstes Projekt?

Ende des Monats beginnt meine Residenz am NTU CCA Singapore. Dort werde ich Verbindungen zwischen den tausend Jahre alten Handelsrouten zwischen Ostafrika, Oman, Singapur und China ziehen. Die Entdeckung des „Belitung“-Schiffswracks 1998, 600 Meilen vor der Küste Singapurs, brachte diese Geografien zusammen. Meine Recherche zur Geschichte der Keramik auf dem afrikanischen Kontinent ergab, dass die meisten Keramiken in afrikanischen Gesellschaften von Frauen angefertigt wurden. In Singapur arbeite ich mit drei Künstlerinnen, die ihre Geschichten über keramische Objekte erzählen. Das Projekt betont das kulturwissenschaftliche Konzept der Hybridität sowie die Routen der heutigen Globalisierung.

Zur Person

Ato Malinda, MFA Transart Institute, New York, arbeitet mit Performance, Zeichnung, Malerei, Installation und Video. Auszeichnungen u. a. One Minutes Award for Moving Photography (2012), Smithsonian Annual African Artist Award (2016). Ihre Arbeit „On Fait Ensemble“ ist am 14. 8. zum Launch des Magazins The Many Headed Hydra von District zu sehen: Project Space Festival, 16–19 Uhr, DDR-Grenzwachturm, Schlesischer Busch.

Welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Es macht mir große Freude, gemütlich mit meinem Müsli am Frühstückstisch zu sitzen.

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